Als Apple-Chef Steve Jobs Anfang der Woche überraschend mitteilte, sich eine krankheitsbedingte Auszeit vom Tagesgeschäft zu nehmen, stand die Apple-Welt innerhalb weniger Minuten Kopf. Die Börsenkurse brachen ein und allseits tauchte sofort die Frage auf: »Gibt es ein Apple nach Steve Jobs?«.
Nicht nur neue Produkte werden bei Apple gerne mit viel Geheimniskrämerei und der entsprechenden Spannung eingeführt, auch schlechte Nachrichten werden nach dem gleichen Muster verbreitet. So war Anfang der Woche kaum jemand darauf vorbereitet, dass sich Konzernlenker Steve Jobs aufgrund seiner Krankheit erneut eine Auszeit vom operativen Tagesgeschäft nehmen würde. Viel mehr war dem Brief des 55-jährigen Jobs denn auch nicht zu entnehmen, außer, dass er weiterhin gerne Apple-Chef bleibe und sich auch in wichtige strategische Entscheidungen einbringen werde.
Millionen Anleger begannen nach der Meldung sofort Teile ihrer Apple-Aktien abzustoßen, die Börsenkurse fielen als hätte der Konzern ohne Jobs selbst kurzfristige keine Chance zu überleben. Ähnlich wie Take That nicht ohne Robbie Williams funktionieren kann, braucht auch Apple seinen charismatischen Frontmann, scheinen sich viele Anleger zu denken. Innerhalb von Sekunden schienen alle älteren und jüngeren Erfolge vom iPhone über das iPad bis hin zum Beatles-Einstieg in iTunes vergessen, selbst dass man im vergangenen Jahr den großen Konkurrenten Microsoft im Wert an der Börse überholt hatte, war offenbar innerhalb von Sekunden aus dem kollektiven Gedächtnis gelöscht.
Etwas anders allerdings als bei einer Popgruppe ist es bei Apple eben nicht der – sicher ebenso charismatische – Frontmann selbst, der die neuen Lieder / Produkte kreiert. Längst sind die Generationen von Erfolgsprodukten wie iPhone und iPad fertig entwickelt, neue Ideen überlegt und Innovationen angestoßen. Würde keiner Bescheid geben, fiele das Fehlen von Big Steve wohl die nächsten par Monate gar nicht erst groß auf. Somit stellt sich abseits der bedauernswerten Krankheit die Frage, ob Jobs, der von sich selbst sagt »Ich liebe Apple so sehr und hoffe, so schnell wie ich kann zurückzukommen«, nicht Apple und den Rummel genauso braucht, wie umgekehrt. Nicht umsonst zelebriert Jobs sich selbst in messianischer Art bei Neuvorstellungen. Und so könnte schon bald die nächste Hysterie auslösende Großankündigung von Apple heißen: »I´ll give You … Steve Jobs«