Die USA verlieren die Kontrolle über die Internet-Entwicklung. Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) will die Aufsicht der USA über die Internet-Infrastruktur beenden und sie globalisieren. Das erste Treffen hierzu soll im April 2014 in Rio De Janeiro stattfinden.
Aufstand im Internet-Land: Auf einer Konferenz in Uruguay beschlossen die wichtigsten Internet-Organisationen, die drei Jahrzehnte währende US-amerikanische Oberaufsicht über das Internet zu beenden. Teilnehmer der Konferenz waren die Leiter der Organisationen ICANN, der Internet Engineering Task Force, des Internet Architecture Board, des World Wide Web Consortium, der Internet Society und aller fünf regionalen Interne Address Registries.
Wie das Internet Governance Project (IGP) berichtet, beschlossen die Organisationen auf einer Konferenz in Montevideo einstimmig, das durch einen Vertrag des US Handelsministeriums mit der Internet Assigned Numbers Authority (IANA) ausgeübte Aufsichtsmonopol über ICANN zu beenden.
Die Teilnehmer der Montevideo-Konferenz fordern eine "beschleunigte Globalisierung von ICANN- und IANA-Funktionen, hin zu einem Umfeld, in dem alle relevanten Akteure, inklusive aller Regierungen, auf gleicher Augenhöhe partizipieren". Obwohl noch kein exakter Plan existiert, sei klar, so das Internet Governance Projekt, dass die Beteiligten des Montevideo-Treffens die US-Aufsicht durch eine multilaterale Entscheidungsstruktur ersetzen wollten.
ICANN Chef Fadi Chehadi, eigentlich ein von Amerikas Gnaden installierter ICANN-Chef, habe sodann mit Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff "konspiriert" und sie gebeten, eine Führungsrolle bei der Implementierung des neuen Verwaltungsmodells zu übernehmen. Die Beziehungen zwischen Brasilien und den USA befindet sich wegen der anglo-amerikanischen Spionage gegen brasilianische Unternehmen gegenwärtig auf einem Tiefpunkt. IGP kommentiert die "Fahnenflucht" des ICANN-Chefs und der Internet-Standardisierungs-Organisationen: "Du weißt, dass Du einen Fehler gemacht hast, wenn Dich selbst Deine Kinder en masse verlassen".
In ihrem "Montevideo Statement on the Future of Internet Cooperation" bringen die Leiter der beteiligten Internet-Organisationen "ihre starke Besorgnis wegen der Unterminierung des Vertrauens der weltweiten Internet-Benutzer durch die jüngsten Enthüllungen über umfassende Überwachung" zum Ausdruck. Sie versprechen, die "Anstrengungen zu einer Entwicklung einer globalen multi-stakeholder Internetkooperation" zu verstärken und fordern eine "Globalisierung von ICANN-Funktionen" in einem Umfeld, in dem alle wichtigen Akteure "auf gleicher Augenhöhe partizipieren".