Im Wettbewerb um den Kundenzugang rechnen sich die Kabelnetzbetreiber gute Chancen gegenüber den Mitbewerbern aus der TK-Branche aus. Warum, das klärt das Interview. Thomas Braun, Präsident der Anga, Verband deutscher Kabelnetzbetreiber, ist davon überzeugt, „dass die Fachmesse Anga Cable auch in diesem Jahr wieder der wichtigste Messeplatz Europas sein wird, auf dem Netzbetreiber, Hersteller und Programmanbieter gleichermaßen ihre Geschäftsbeziehungen pflegen und sich über top-aktuelle Trends und Produkte infor-mieren“. Die Voraussetzungen dazu sind jedenfalls gut. „Wir freuen uns über das erneute Vertrauen unserer Aussteller: Unsere Messehalle ist mit 390 Ausstellern aus 30 Ländern ausgebucht“, so Braun. Im funkschau-Interview spricht der Anga-Präsident über die Top-Themen der Messe sowie des begleitenden Kongresses.
funkschau: Herr Braun, was sind die treibenden Kräfte beim Ausbau der digi-talen Access-Plattformen Kabel, Satellit, POTS (xDSL) und optische Infrastrukturen?
Thomas Braun: Wichtigster Treiber des Netzausbaus ist die stetig wachsende Nachfrage nach höheren Bandbreiten. Mit ihren modernen HFC-Breitbandnetzen, einer Kombination aus Glasfaser und Koaxialkabel, sind die Kabelnetzbetreiber der entscheidende Motor dieser Entwicklung: Der Einsatz des Docsis-3.0-Standards erlaubt im Kabel Bandbreiten von über 100 MBit/s. Damit werden wir bei allen erdenklichen Dienste- und Programmangeboten stets führend sein. Schon heute entscheidet sich in vielen Regionen jeder dritte Neukunde eines Breitbandinternetzugangs für den Kabelanschluss.
funkschau: Welche Rolle im Wettbewerb der Plattformen spielen Ihrer Meinung nach breitbandige Mobilfunk-Dienste wie UMTS oder künftig LTE?
Braun: Die Mehrheit der Kunden wird auch künftig primär auf einen leitungsgebundenen Zugang setzen und nur für mobile Anwendungen ergänzend auf drahtlose Angebote zugreifen. Mit Triple-Play bietet das Kabel ein umfassendes Angebot aus analogem und digitalem Fernsehen, breitbandigem Internet und Telefonie. Dies kann die mobile Breitbandversorgung über UMTS oder LTE weder technisch noch zu den im Kabel angebotenen Preisen leisten.
funkschau: Ist es überhaupt sinnvoll, alle Zugangsnetze gleichermaßen für die
Triple-Play-Services fit zu machen?
Braun: Das müssen die jeweiligen Netzbetreiber entscheiden. Wir gehen aber fest davon aus, dass wir im Kabel auch langfris-tig das beste Preisleistungsverhältnis für Bündel-Angebote bieten werden, denn unsere Netze sind hierfür in ihrer Grundstruktur am effizientesten.
funkschau: Die Download-Datenraten nehmen stetig zu. Wird auch das Thema Upstream von den Netzbetreibern ausreichend gewürdigt?
Braun: In der Vergangenheit lag das größere Augenmerk – auch der Kunden – sicherlich auf dem Downstream. Das beginnt sich nun zu ändern und die Kabelnetzbetreiber werden diesem Trend kon-sequent Rechnung tragen. Mittelfristig werden wir auch hier die Nase vorn haben und unsere Produkte beständig bedarfsgerecht neu justieren.
funkschau: Passen die aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen auf nationaler und europäischer Ebene, um einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten?
Braun: Insgesamt leider nein. Die Kabelnetzbetreiber werden in vielerlei Hinsicht benachteiligt. Das gilt vor allem für die Medienpolitik und das Urheberrecht. Hier werden leitungsgebundene Anwendungen rechtlich gegenüber drahtlosen Angeboten wie DVB-T und Satellit benachteiligt. Das muss sich ändern: Investitionen in interaktive Breitbandnetze dürfen nicht bestraft, sondern müssen belohnt werden. In Sachen „Digitale Dividende“ beziehungsweise LTE müssen Funkstörungen von
Flachbildschirmen, Settop-Boxen, digitalen Videorekordern und Kabelmodems durch LTE-Endgeräte vermieden werden. Es bedarf einer einvernehmlichen Lösung, die die Belange der Verbraucher berücksichtigt und eine verträgliche Nutzung des Frequenzbereichs sowohl durch das Breitbandkabel als auch den Mobilfunk ermöglicht. Hier ist die Bundesnetzagentur in der Pflicht.
funkschau: Mit Blick auf die Anga Cable: Was werden Anfang Mai die wichtigsten Themen der Kongressmesse für Kabel, Breitband und Satellit sein?
Braun: Die Themenvielfalt des messebegleitenden Kongressprogramms ist größer denn je. Neben produkt- und vertriebsbezogenen Panels zu HDTV, Pay-TV, 3D-TV, hybriden Endgeräten und der Bedeutung der B2B-Kunden, haben wir in diesem Jahr im Strategie-Bereich einen deutlichen Schwerpunkt auf politisch und regulatorisch geprägte Themen gelegt. Die Palette reicht hier von der Breitband- und Medienpolitik bis zum Urheber- und Lizenzrecht für Digital-TV und IPTV.
Die Agenda der Technik-Panels umfasst die Stichworte digitale Kopfstellen, Euro-Docsis 3.0, HDTV, die Migration von HFC zu Next Generation Fibre, FTTH, CI Plus, Video over Docsis und Triple Play-Services. Abgerundet wird die Veranstaltung von einem Sonderpanel für das Handwerk.
funkschau: Können Sie uns noch näheres zu den beiden Gipfelveranstaltungen des Kongresses sagen?
Braun: Unter dem Titel „Kabel, Satellit und IPTV – Digitale Plattformen im Wettbewerb“ diskutieren auf dem Strategiegipfel die Spitzenvertreter deutscher Kabel-, Satelliten- und DSL-Netzbetreiber mit ihren Marktpartnern über die Zukunft der Fernseh- und Breitbandmärkte. Das Highlight des zweiten Veranstaltungstages ist der international besetzte „Broadband Summit“. Zum wachsenden Wettbewerb zwischen den konkurrierenden Breitbandtechnologien sprechen Top-Manager von Alcatel-Lucent, den Cable Labs aus den USA, Cisco Systems, Kabel Baden-Württemberg, Liberty Global, Motorola und You See Denmark.