In vielen Unternehmen zeichnet sich ein eindeutiger Trend ab, vermehrt KVMoIP einzusetzen. KVM over IP bedeutet, dass die KVM-Signale in digitalisierter Form über eine herkömmliche Netzwerkinfrastruktur übertragen werden. Es sind keine dedizierten Verbindungen mehr nötig, sondern die Signale können ganz regulär durch Netzwerk-Switche oder Router übertragen werden. Bei entsprechend optimierten Geräten wie zum Beispiel dem Servswitch Wizard IP beziehungsweise Wizard IP Plus von Black Box ist sogar eine Steuerung des Rechners über das Internet möglich. Somit gibt es keine Längenbeschränkungen mehr. Bei der neuen KVM-Technologie kommt es besonders auf die Leistungsfähigkeit der einzelnen Komponenten an, damit beispielsweise ein ruckelfreies Bild angezeigt wird. Vorteil ist, dass die vom Gerät digitalisierten Signale, insbesondere Videosignale, nahezu verlustfrei über sehr große Distanzen übertragen werden können.
Momentan sieht die KVMoIP-Technologie im konkreten Anwendungsfall beispielsweise wie folgt aus: In einem angemieteten Server-Raum, der sich einige Kilometer entfernt vom Firmenhauptsitz befindet und in dem meist kein Administrator oder Anwender vor Ort ist, erfolgt der Zugriff auf den Server vom Hauptsitz aus über TCP/IP. Neben der einwandfreien Bedienbarkeit ist in diesem Fall auch die Redundanz beziehungsweise Ausfallsicherheit von hoher Bedeutung. Insbesondere, da zunehmend Virtualisierungslösungen auf den Servern eingesetzt werden, um die Server bestmöglich auszulasten. Handelt es sich dabei sogar um ein Rechenzentrum, kommt ein weiterer wichtiger Punkt hinzu – die Anforderung, das System einfach und jederzeit zu erweitern. In diesem Fall ist es sinnvoll für jeden einzelnen Server eine eigene KVM-Lösung einzusetzen. Jedes Gerät ist damit stets erreichbar und es können beliebig viele Administratoren sowie Anwender gleichzeitig arbeiten. Durch die räumliche Ferne ist es auch sinnvoll eine oder mehrere über TCP/IP steuerbare Steckdosenleisten einzusetzen um beispielsweise die Server stromlos schalten zu können. Denkbar ist auch die Verwendung eines Out-of-Band- Zugriffsweges (zum Beispiel ISDN-Leitung) um auf kritische beziehungsweise besonders wichtige Server jederzeit zugreifen zu können, selbst wenn die Direktverbindung (beispielsweise Standleitung) einmal unterbrochen sein sollte.
In Zukunft wird es sogar möglich sein, aufgrund der Entwicklung spezieller KVMoIP-Chips auf jedem einzelnem Server eigene KVMoIP-Geräte einzusetzen. Mit diesen speziellen Chips kann dann zusätzlich die Stromaufnahme gesenkt werden. Externe KVM-„Module“ können direkt von PS/2- beziehungsweise USBSchnittstellen mit Spannung versorgt werden, so dass keine externen Netzteile mehr notwendig sind. Idealerweise basieren die Chips auf Quasi-Standards wie VNC (Virtual Network Computing), der bereits seit Jahren mit guter Erfahrung eingesetzt wird. Durch die Verwendung hoch integrierter Schaltungen wird es möglich sein, die Herstellungskosten der externen KVMoIP-Geräte sehr gering zu halten. Die Erweiterung um zusätzliche Server wird einfach durch den Zukauf einzelner KVMoIP-„Module“ erfolgen. Kommt es zu einem Defekt, ist lediglich nur dieser eine Server nicht mehr bedienbar. Mit allen anderen kann weiterhin gearbeitet werden. Somit kommt es zu keinem Produktionsausfall und es entstehen keine Ausfallkosten. Die Verwaltung der Zugriffsrechte sowie die Authentifizierung erfolgt dann über eine Software, die auf einem gesonderten Server läuft. Diese kann für zusätzliche Redundanz auch auf mehreren Servern installiert werden. Es ist sogar denkbar KVMoIP-Chips direkt auf den Mainboards der Computer zu integrieren. In diesem Fall würde, im Gegensatz zu den Management Boards, eine quasi-standardisierte Übertragungstechnik (VNC) eingesetzt werden. Allerdings wird bis zur Umsetzung noch einige Zeit vergehen.