Wegen virusbedingtem Schulausfall

Kollaboratives Arbeiten in Quarantäne

11. März 2020, 7:54 Uhr | Martin Fryba
Teams von Microsoft kann geschlossene Schulen nicht verhindern, aber dafür sorgen, dass der Unterricht nicht ausfällt
© Martin Fryba

Hurra, Hurra, die Schule fällt aus? Leider zu früh gefreut. Schüler und viele Schulen sind vernetzt, der Unterricht findet virtuell statt. So bunt wie der Föderalismus sind die nicht immer geraden Wege des digitalen Fernunterrichts.

»Dennis, schreib doch deine speziellen fragen zu den jeweiligen Fächern in die entsprechenden Kanäle. Sonst blickt keiner mehr durch«, so die Lehrkraft zum Schüler. »Bei mir klappt der downlod von 001.jpd nicht und ich habs 3 mal versucht.« Der Start mit Microsoft Teams in der Klasse 8c einer Realschule bei München ist noch holprig. Aber immerhin läuft der Fernunterricht mit dieser Kollaboration-Plattform an, nachdem Schüler aller 8-Klassen seit diesem Montag zuhause bleiben müssen, weil bei einem Schüler die Coronavirusinfektion diagnostiziert wurde.


Die anfängliche Freude bei Schülern über vermeintliche Ferien weicht sehr schnell der Ernüchterung. Digitalisierung macht aus uns nicht nur Konsumenten, sondern verlangt unsere produktive Kraft. Jeder noch so unbedarfte Schüler erkennt recht schnell die für ihn ganz individuellen Folgen der Vernetzung als Dauerzustand: Der Besuch der Schule fällt zwar aus, nicht aber der Unterricht.


Er wird kurzerhand ins Internet verlegt, denn diese Schule hatte vorgesorgt. Schüler, Lehrer und Eltern sind mit einem Account im schuleigenen Informationssystem registriert. Von dort laden sich Schüler Office und den Zugang zu Teams herunter. Der virtuelle Unterricht kann beginnen.


Lehrer stellen Arbeitsaufträge in ihren Kanal, setzen Termine, beantworten Fragen und geben Feedback zu den Hausaufgaben, die sie von Schülern zurück erhalten. Per Chat können sich alle austauschen oder Dokumente teilen.  Noch gibt es keinen Videounterricht, aber auch der könnte noch kommen. Schließlich nutzen viele Firmen Teams als Video-Konferenz-System – vor allem in Zeiten wie diesen.


Shutdown stellt Präsenzkultur in Frage
Der virusbedingte Shutdown des realen Lebens, so sehr wir ihn uns nicht wünschen, könnte misstrauische Chefs, die »New Work« und Home Office für groben Unfug halten, vielleicht nachdenklich machen. Kollaboratives, ortsübergreifendes, zeitungebundenes Arbeiten, erzwungen durch eine in diesem Ausmaß seit der Pest in Europa nie dagewesene Ausnahmesituation, kann so manches Unternehmen am Laufen halten. Verantwortung für das Gesamtunternehmen tragen nicht nur zuständige Topmanager, auch Führungskräften und vielen Mitarbeitern in Fachabteilungen ist Verantwortung  für ihr Tun nicht gänzlich unbekannt.


So ist das auch in Schulen und bei Lehrern, die sich ein fachliches Engagement und einen pädagogischen Anspruch bewahrt haben. Präsenzkultur lässt sich übrigens auch im digitalen Raum durchsetzen, dafür braucht es keine Stechuhr, sondern klare Arbeitsaufträge, wie sie Lehrer Schülern erteilen.


Bildungsserver in Sachsen-Anhalt
Wer digital vorgesorgt hat, ist in Notfällen natürlich bestens vorbereitet. Zur Not geht es freilich auch ohne Kollaboration-Plattformen wie Teams. »Die Lehrer werden es im individuellen Mailverkehr oder in anderen Kommunikationsformen möglich machen, dass die Kinder in den 14 Tagen am Unterricht teilhaben. Das kann man organisieren und das geht auch, glaube ich, ganz gut«, sagt Marco Tullner, Bildungsminister in Sachsen-Anhalt der dpa.


Er verweist auf die Lernplattform Moodle, mit der Schüler in einem geschützten Bereich des Internets lernen, üben und kommunizieren könnten. Für die Nutzer könnten individuell Inhalte freigeschaltet werden. Zudem gebe es eine Bildungscloud des Landes, mit der die Lehrkräfte und Schüler Daten und ganze Verzeichnisse hochladen und herunterladen könnten. Die Daten könnten passwortgeschützt auch mit Kollegen, Schülern sowie Eltern geteilt werden. Über den Bildungsserver stünden mehr als 13.000 Medien für alle Fächer des Unterrichts zur Verfügung, wie das Bildungsministerium weiter mitteilte. »Da haben wir schon gute Formate«, ergänzt Tullner.


Das ist übrigens ein Grund, warum heutige Schüler die Begeisterung ihrer Eltern nicht mehr verstehen können, die damals in den 80ern den Extrabreit-Song »Hurra, Hurra, die Schule brennt« freudig mitgrölten. Die Neue Deutsche Welle bahnte sich ganz ohne Digitalisierung ihren Weg.

(mit Material von dpa)

 

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