Simultaninterview

Nachgehakt: Netzneutralität

24. März 2011, 10:01 Uhr | Von Claudia Rayling

Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Deutsche Telekom

Philipp Blank, Pressesprecher Deutsche Telekom.
© Deutsche Telekom

funkschau: Braucht es Qualitätsklassen oder ist das Best-Effort-Prinzip ausreichend?
Philipp Blank: Im Internet gibt es zwei Entwicklungen: Zum einen nimmt das Datenvolumen dramatisch zu. Zum anderen brauchen neue Dienste wie Videokonferenzen, Online-Gaming und Telemedizin garantierte Übertragungsqualitäten. Und diese wollen wir durch unterschiedliche Qualitätsstufen ermöglichen.

funkschau: Droht mit dem Kippen der Netzneutralität Diskriminierung, Innovationsrückgang bis hin zur Zensur? Ist die Offenheit des Webs in Gefahr?
Blank: Nein, das freie Internet ist nicht in Gefahr. Es bleibt alles wie bisher, nur dass in Zukunft Dienste mit höheren Anforderungen garantierte Qualitäten erhalten können. Natürlich wird dieser Premiumservice extra kosten – das ist im Internet aber keine neue Entwicklung. Entscheidend ist, dass die Qualitätsstufen diskriminierungsfrei angeboten werden.

funkschau: Was hat der User vom Kippen der Netzneutralität? Wo liegt für ihn der Nutzen?
Blank: Kunden bekommen die Möglichkeit, anspruchsvolle Dienste wie Videokonferenzen in garantierter Qualität zu nutzen. Die strikte Gleichbehandlung sämtlicher Datenpakete funktioniert nicht, wenn neue Dienste entstehen sollen. Unterschiedliche Dienste sollten auch unterschiedlich behandelt werden können.

funkschau: Bremsen Qualitätsklassen am Ende die Bereitschaft zum Infrastrukturausbau?
Orlowski: Im Gegenteil: Durch die Qualitätsstufen haben die Netzbetreiber zusätzliche Einnahmemöglichkeiten und damit mehr Mittel für den Netzausbau. Im Wettbewerb hat jeder Netzbetreiber ein Interesse daran, seinen Kunden die bestmögliche Übertragungsqualität zu bieten.

funkschau: Wenn man den Schritt zur „Liberalisierung“ geht, welche Rolle spielt dann die Regulierung? Brauchen wir ein Gesetz?
Blank: Die Aufsichtsbehörden haben schon heute die Möglichkeit, im Falle von Diskriminierung und wettbewerbswidrigem Verhalten einzuschreiten. Soweit wird es aber gar nicht kommen: Die Netzbetreiber stehen unter starkem Konkurrenzdruck. Wer seine Kunden im Netz beschränkt, treibt sie zu einem anderen Anbieter.


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