funkschau: Auch beim Zusammenwachsen der Netze bleibt „Sprache" die wichtigste Kommunikationsform. Wie kann sichergestellt werden, dass „Voice" mit exzellenter Qualität und hoher Verfügbarkeit bereitgestellt wird?
Andreas Dobesch: Nahezu allein durch Know-how! Denn, hohe Qualität und Verfügbarkeit von Sprachdiensten setzt in allererster Linie die Kenntnis über kritische Parameter wie zum Beispiel Laufzeit und Jitter voraus. Eine der größten Hürden, die zur erfolgreichen Migration von paketvermittelnden Netzen zu nehmen ist, ist das profunde Wissen um den ganzen „Zoo der Protokolle" von Voice-over-IP als auch des Interworking von TDM/SDH- und IP-Netzen.
funkschau: Ist eine Priorisierung von Sprachkommunikation notwendig oder können die hohen Anforderungen und Erwartungen anderweitig erfüllt werden?
Dobesch: Kennzeichnung und Priorisierung der Voicedaten ist in modernen und paketvermittelnden, konvergierten Netzen unumgänglich. Im LAN ist dies relativ einfach machbar (802.1p und q, VLAN, „QoS-aware-Switches"), im WAN hingegen ist ein durchgängiger Quality-of-Service deutlich komplizierter. Carrier sind gezwungen, Sprache, datenintensive Mail-, Internet- und Multimediadienste ohne Qualitätseinbußen zeitgleich zu bewältigen.
funkschau: Müssen die Service-Level-Agreements verbessert werden, damit eine hohe Sprachqualität garantiert werden kann?
Dobesch: Nein, denn eine konsequente Umsetzung und Einhaltung existierender SLAs garantiert bereits eine hohe Sprachqualität. Aber durch das Zusammenwachsen der Netze, das zwingende Interworking von TDM- und IP-Netzen sowie das erhöhte Datenvolumen wird die Einhaltung der SLAs und derer Parameter immer schwieriger. Die kommenden Herausforderungen liegen deshalb in der Einhaltung der in den SLAs heute festgesetzten Parameter.
funkschau: In welchen Bereichen muss es eine messtechnische Aufrüstung geben, damit es einen guten Voice-Dienst über alle Netze gibt?
Dobesch: Einen großen Bedarf wird es bei Installation und Inbetriebnahme von Netzwerken geben. Messung und Verifizierung leitungsspezifischer Parameter wie bei xDSL oder die Messung der Parameter von Glasfasern ist essenziell. Eine anschließende Simulation unterschiedlicher Verkehrsprofile mit schwankendem Bandbreitenhunger und gleichzeitiger Ermittlung der QoS-Parameter ist vor der Inbetriebnahme absolut unabdingbar.
funkschau: Wie kann eine gesicherte Übertragung gewährleistet werden?
Dobesch: Die Übertragung ohne jeglichen Qualitätsverlust kann nur durch das reibungslose Zusammenspiel mehrerer Faktoren wie Know-how, effiziente Messgeräte und qualitativ hochwertige Netzwerkkomponenten gewährleistet werden. Speziell das Interworking TDM-IP ist sehr komplex und birgt viele mögliche Fehlerquellen. Know-how über QoS, VoIP oder Netzwerk-Troubleshooting sowie den effizienten Einsatz spezieller Messtechnik bilden hier ein solides Fundament.