Smartes Spielzeug

Puppen unter Spionageverdacht

24. Februar 2017, 13:51 Uhr | Peter Tischer
Das ist nicht Cayla, aber die Bundesnetzagentur hält sie für böse

Die Bundesnetzagentur erklärt die Puppe »Cayla« zu einer »verbotenen Sendeanlage«. Der CRN-Kopfnuss schwant Übles, wenn es um die Zukunft gefährlicher Spielzeuge geht.

Gegen »Cayla« wirkt jeder BND-, NSA- oder Mossat-Agent grobschlächtig und auffallend. Cayla protzt nicht mit Waffen, coolem Auftreten oder gar unmenschlichen Verhörmethoden. Cayla ist viel perfider. Als Puppe und beste Freundin der Tochter getarnt, ist sie viel mehr eine »verbotene Sendeanlage«, wie die Bundesnetzagentur befindet und muss deshalb zerstört werden. Stein des Anstoßes: Ein Mikrofon, dessen Aufnahmen über Bluetooth-Verbindung zu einem Smartphone – und zu den Servern des Herstellers schickt. Eigentlich soll die Halskette bei etabliertem Datentransfer leuchten, doch das tut diese offenbar nicht immer.

Wichtig für Cayla-Besitzer: Wer die Puppe trotz des durch die Netzagentur ausgesprochenen Verbots weiter besitzt und nutzt, macht sich strafbar. Um in der Agentenanalogie zu bleiben: Wegen der Ermöglichung illegaler Spionageaktivität oder so. Vivid, der Hersteller der Puppe, widerspricht vehement und erklärt die Sicht der Bundesnetzagentur als nicht haltbar. Sie sei kein »Spionagegerät« und könne im Einklang mit der Gebrauchsanleitung in jeder Hinsicht sicher benutzt werden.
Der Kopfnuss schwant Böses: Während wir noch die USA dafür verhöhnen, mit zu laxen Waffengesetzen die Gesundheit ihrer Bevölkerung unnötig aufs Spiel zu setzen, sitzt die wahre Gefahr in deutschen Kinderzimmern!

Für James Bond, Meisterspion im Auftrag ihrer Majestät dagegen könnte Cayla die neue Wunderwaffe im Kampf gegen die vereinten Missetäter dieser Welt sein. Statt mit der nächsten Schurkin ins Bett steigen zu müssen, reicht es nun, ihrer Tochter eine Puppe in die Hand zu drücken. Dann hörnt man keine Ehemänner und kann sich gleich den unauffälligen Deckmantel des lieben Onkels verpassen. Mit integrierten Laseraugen und Puppenfingern, die per App-Befehl tödliche Geschosse abfeuern können, braucht es sogar keine aufgemotzten Supersportwagen mehr. Auch die Bilder aus Krisengebieten wie der Krim werden sich verändern. Inmitten zerstörter Stadtviertel liegt friedlich ein nett angezogenes Püppchen - welch ein schaurig schönes und zugleich telegenes Bild. Die Kamera zoomt auf das unversehrte Kinderspielzeug und dann macht es bumm… Rauschen.


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