In Ungarn soll die Internetsteuer kommen. Endlich ein seriöser Ansatz, um dem Chaos der Online-Welt entgegenzuwirken.
Das war ja nun auch mal Zeit. Ungarn hat als erstes Land entdeckt, dass digitale Datenübertragungen noch gänzlich unbesteuert sind. Damit nimmt die kleine Nation im Osten eine glänzende Vorreiterrolle in der westlichen Welt ein: als Domestizierer des Internets und Strukturierer der Online-Wildnis. Immerhin versuchen sich schon seit jeher zahllose Vollbluttbürokraten daran, endlich Licht in das Dunkel des weltumspannenden Netzes zu bringen und die Anarchie zu bändigen, die seit den ersten Tagen in Form von Filesharing, Piraterie und wuchernder Meinungsfreiheit zwischen den HTML-Zeilen tobt.
Bisher stand aber immer die Symptomatik im Zielkreuz der Politikusse. Da gab es fixe Ideen wie den Klarnamenzwang oder gar erste zaghafte Blaupausen eines allgemeingültigen Verhaltenskodex. Letztendlich alles Schall und Rauch in Anbetracht der erschütternden Ausmaße des Molochs Internet. Die Schwarmintelligenz will sich nicht von punktuellen Ansätzen zäumen lassen.
Also da angreifen, wo es richtig wehtut. Gut gemacht, Herr Orbán. Denn wer sind denn all die Querulanten der digitalen Welt? Studenten, Taugenichtse, Tagelöhner – mit schmalem Geldbeutel! Wälzen die ungarischen Netzbetreiber die Gigabytesteuer erst einmal auf die Kunden ab, wird das Internet neu strukturiert und sozial gestuft. Je wohlhabender der Nutzer, umso mehr kann er zum vernetzten Miteinander beitragen. Klingt doch gerecht – irgendwie.
Ungarn als Vorbild für ganz Europa. Durch eine oktroyierte Internetsteuer wäre endlich Schluss mit den ermüdenden Diskussionen um Netzneutralität, demokratischen Störquellen und selbstverständlich diesem selbstbestimmten Online-Hippietum. Oder doch lieber gleich das ganze Internet verstaatlichen. Denn die Politik hat bekanntermaßen die weitreichendsten Kenntnisse der Digitalisierung. Bürokraten in die Foren, Steuern auf Klicks und die Weichen stellen für… »Was war noch das dritte, Herr Höttges?«