Shakespeare als SMS-Bombe

Weil er eine übers Internet gekaufte Playstation nie erhalten hat, rächte sich ein Brite jetzt am Verkäufer, indem er ihm Shakespeares gesammelte Werke in zehntausenden SMS zuschickte.

Eine literarisch besonders hochwertige Form der digitalen Selbstjustiz hat sich der Engländer Edd Joseph ausgedacht. Er hatte Anfang des Monats über die Online-Verkaufsplattform Gumtree eine gebrauchte Playstation 3 erworben und den Preis von knapp 100 Euro an den Verkäufer überwiesen. Dennoch schickte ihm der Verkäufer die Konsole einfach nicht. Da Joseph für seine Überweisung einen Bezahldienstleister gewählt hatte, der nicht in die Plattform eingebunden ist und keine Rückerstattung bietet, konnte er sich auch sein Geld nicht wieder zurückholen. Somit entschied sich der gelernte Graphiker einfach für einen typisch britischen Weg der digitalen Selbstjustiz.

Um sich am unzuverlässigen Verkäufer zu rächen, setzte Joseph deshalb auf die hohe englische Dramen-Kunst. Ganz nach dem aus Hamlet entliehenen Motto »Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode« begann er damit, den betrügerischen Verkäufer per SMS mit kompletten Werken von Shakespeare zu bombardieren. Dazu kopierte er jeweils einfach ein komplettes Werk als Text auf sein Smartphone und sendete diesen anschließend automatisch auf jeweils 160 Zeichen portioniert an den Betrüger. Als erstes verschickte er eine knapp 800 SMS lange Version von Macbeth, der entsprechend sich der Empfänger treffend »O horror, horror, horror!« gedacht haben wird. Denn um eine maximale Wirkung zu erzielen, verschickte Joseph die Shakespeare-Kurznachrichten auch noch zu möglichst fiesen Zeiten, etwa mitten in der Nacht. Mit insgesamt rund 30.000 SMS hat er den unlauteren Verkäufer somit in den letzten Tagen nicht nur in den Wahnsinn getrieben, sondern gleichzeitig auch dessen Telefon weitgehend lahm gelegt.

Trotz dieser außergewöhnlichen Straf-Aktion, die auch in vielen englischen Medien wie der Bristol Post und in Sozialen Netzwerken enormen Wiederhall fand, hofft Joseph nicht mehr auf Einsicht bei seinem SMS-Opfer. Er hat sich inzwischen auf anderem Wege eine gebrauchte Playstation 3 gekauft. Denn wie schon sein neuer Lieblingsautor Shakespeare schrieb: »Hoffnung ist oft ein Jagdhund ohne Spur«.