CRN-Kopfnuss

Smart Home: Die Verschwörung der Hausgeräte

31. März 2015, 13:25 Uhr | Daniel Dubsky
© Arestov Andrew / Fotolia

Wenn der Kühlschrank nur noch Diätprodukte ordert und der Fernseher ein Eigenleben entwickelt, dann hat Smart Home wieder zugeschlagen. Hier ein besonders krasser Fall.

Der Wecker klingelt, viel zu früh, doch leider hat er im Internet erfahren, dass sich der Verkehr auf den Straßen staut, und mich sicherheitshalber eher geweckt. So viel Eigeninitiative kann ich eigentlich gar nicht brauchen, schon gar nicht um diese Uhrzeit. Zumal es im Büro niemanden stören würde, käme ich einfach eine halbe Stunde später.

Verschlafen scrolle ich durch meine Smartphone-Apps, um den Fensterladen zu öffnen sowie Heizung und Licht anzuschalten. Kann man den Krempel nicht über eine einzige App steuern? Da bin ich ja schneller, wenn ich aufstehe und das Ganze ganz altmodisch manuell erledige. Missmutig schlurfe ich in die Küche, wo natürlich kein heißer Kaffee auf mich wartet. Zwar ist auch die Kaffeemaschine mit dem Internet verbunden, doch seit einigen Wochen liegt sie mit dem Kühlschrank im Clinch – und der hat es irgendwie geschafft, sie vom Informationsfluss abzuschneiden. Mistkerl, denke ich! Laut aussprechen würde ich das natürlich nie, oder vielmehr nie wieder, nachdem ich mal meinen Unmut über zu kalte Getränke äußerte und er anschließend wochenlang meine Lebensmittel verderben ließ.

Mein Problem: Die Geräte meines Haushalts haben sich gegen mich verschworen, ich fühle mich in meiner eigenen Wohnung wie ein Fremder. Dass mich die Waage einst beim Kühlschrank verpetzte und er anschließend nur noch Diätprodukte orderte, ist da noch eines der kleineren Ärgernisse. Schlimmer ist, dass ich mich in meiner Wohnung belauscht und beobachtet fühle. Ganz besonders im Wohnzimmer, wo Fernseher und Spielkonsole über jeden meiner Schritte wachen. Eigentlich halte ich mich mittlerweile vorzugsweise im Badezimmer auf, meinem letzten Rückzugsort, wo alles analog funktioniert, keine Intelligenz hat: Klospülung, Wasserhahn, Dusche. Gott sei Dank habe ich dem Smart Bad widerstanden!

Als ich endlich fertig bin und die Wohnung verlassen will, lässt mich meine Wohnungstür im Stich. Cyberkriminelle haben sie gehackt und wollen ein Lösegeld erpressen. Damit ich nicht auf ewig mit den mir feindlich gesinnten Hausgeräten festsitze, zücke ich mein Smartphone, um dem Erpresserwunsch nachzukommen, doch – oh, Schreck! – das Konto ist leer. Also doch spielsüchtig, mein Smartphone! Ich hätte ihm nie meine Online-Banking-Daten anvertrauen dürfen und es in Therapie schicken sollen, als es anfing, stundenlang Sudoku zu spielen.

Ich sinke an der Wohnungstür zu Boden, mein Herz rast, der Schweiß steht mir auf der Stirn. Mein Fitness-Armband beginnt anerkennend zu piepsen und verzeichnet die heftige körperliche Aktivität als Fitnessprogramm.


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