Schnüffel-Software

So einfach lesen Apps alle Daten aus

20. Juni 2011, 8:49 Uhr | Folker Lück
Als würden wir nackt herum laufen: ZDF-Sendung zeigt App-Spionage (Foto: ZDF)

Adressbuch, Anruferliste, SMS-Speicher, Browser-Anfragen und vieles mehr können Apps auslesen. In der ZDF-Sendung Zoom ist zu sehen, wie leicht Schnüffel-Apps in Smartphones unbedarfter Nutzer ihr Werk verrichten.

Samanta zeigt sich schockiert, als ihr die Reporterin das »Ergebnis« eines freiwilligen App-Tests zeigt. Die junge Frau, die auf der Straße angesprochen wurde und spontan in einen App-Test einwilligte, war zwar nicht am vereinbarten Ort erschienen. Macht aber nichts, denn über das GPS war ihr Smartphone und somit ihr Aufenthaltsort ja leicht zu orten. Als das ZDF-Team ihr den gesamten Speicherinhalt zeigte, fühlte sich Samanta an »Big Brother« erinnert.

Apps dieser Art funktionieren sogar zuverlässiger als sich das der Schriftsteller George Orwell in seinem 1949 erschienenen Buch »Nineteen Eighty-Four« jemals hätte ausmalen können. Zudem ist die Schnüffelsoftware verbreiteter als man denkt. Laut dem zu Juniper Networks gehörendem Sicherheitsspezialisten Smobile-Systems können 20 Prozent der auf das Google-Betriebssystem Android basierenden Apps nahezu alle Daten eines Smartphones an fremde Computer übertragen.

Die meisten Nutzer, die diese Apps auf ihre Smartphones oder Tablets herunterladen, willigen in die Datenübertragung und Lokalisierung ein, da sie die entsprechenden AGB nicht lesen. Zudem verstecken die Dienste-Anbieter brisante Passagen oft in Unterpunkte ihrer AGB. Der im ZDF-Beitrag interviewte Medienrechtsexperte Thomas Hoeren kritisiert außerdem den Umfang der AGB, die oft zwischen 30 bis 50 Seiten umfassen und damit schon allein formal gegen deutsches Recht verstoßen. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass AGB im Internet eine Länge von einer Bildschirmseite nicht überschreiten dürfen. Scrollen wäre demnach nicht erlaubt.

Empört zeigt sich Hoeren vor allem über Facebook. Mitglieder dieses sozialen Netzwerks willigen in die sogenannte »IP-Lizenz« ein und übertragen die unentgeltliche Nutzung an allen Inhalten an Facebook. »Im Grunde wird hier an einer versteckten Stelle gesagt, dass Facebook mit den Daten machen kann was es will«, so Hoeren.

Link zur Sendung in der ZDF-Mediathek: http://goo.gl/nMfro


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