So, wie die Medien jedes Apple-Gerücht und jede Neuvorstellung aus dem Hause Apple wie eine Weltsensation feiern, wird jetzt auch der Abgang von Steve Jobs zum Hype. Die Börse bestraft Apple nun für den jahrelangen Personenkult – auf Erfolgskurs bleibt das Unternehmen aber dennoch.
Steve Jobs ist wahrlich kein iGod. Apple-Mitarbeiter beschreiben ihn als strengen und bisweilen cholerischen Chef. In Zeitungsartikeln und Biographien kann man hundertfach nachlesen, dass Mr. Jobs keineswegs der nette Steve von nebenan in Turnschuhen und Jeans ist, wie man ihn von seinen Produktpräsentationen her kennt. Es spricht wohl für sich, dass er alle bisher über ihn verfassten Biographien torpediert oder aktiv zurückgehalten hat.
Was Jobs gemacht hat: Er war ein exzellenter Manager, der 1997 das angeschlagene Computerunternehmen Apple vor der Pleite gerettet hat. Dies gelang damals einerseits durch das Betriebssystem NextStep (das heutige MacOS X), das Jobs zur Rückkehr zu Apple mitbrachte. Apple wäre womöglich dennoch untergegangen, wenn damals nicht ein Unternehmen namens Microsoft 150 Millionen Dollar in Apple investiert hätte. Apple verpflichtete sich im Gegenzug, Microsofts Internet-Explorer auf jedem neuen Mac zu installieren. Die treue Apple-Gemeinde war schockiert, als Jobs und Gates per Video-Einspielung den Millionendeal verkündeten.
In den Folgejahren des Wiederaufstiegs von Apple hat Steve Jobs keineswegs immer so entschieden, wie es die Apple-Käufer gerne wollten. Der Aufschrei war groß, als der erste iMac erschien und er kein Diskettenlaufwerk enthielt. Der Aufschrei war noch größer, als Apple 2005 den Umstieg von PowerPC-Prozessoren hin zu Intel-Prozessoren bekannt gab. Aktuell gewöhnt sich die IT-Welt gerade daran, dass man in Notebooks kein CD-ROM-Laufwerk mehr benötigt. So, wie es Apple beim Macbook Air realisiert hat. Wäre Steve Jobs nicht Manager sondern Politiker, könnte man ihm rücksichtslosen Despotismus vorwerfen. Blickt man zurück, waren die von ihm durchgepaukten Entscheidungen aber fast immer richtig – jedoch keineswegs dem Kopf eines Genies entsprungen. Jobs hat das selbst einmal so kommentiert: »Wer nach vorne blickt, weiß nie, was wirklich Sinn ergibt. Nur im Rückblick erscheint etwas logisch«.
Der einzige Fehler des Managers Steve Jobs war der Personenkult, den er selbst gefördert hat – und der sich durch den Erfolg und den Medien-Hype um Apple irgendwann verselbständigt hat. Das wird Apple jetzt vorübergehend einigen Börsenwert kosten. Der aktuelle Erfolg von Apple basiert aber längst nicht mehr ausschließlich auf den Ideen von Steve Jobs: Der Konzern verfügt über viele, kluge und womöglich sogar geniale Köpfe.