Die Bundesregierung will bis 2018 flächendeckend schnelles Internet in Deutschland. Das geht flott und billig mit der VDSL2-Vectoring-Technik – doch langfristig nachhaltiger wäre ein Glasfaser-Ausbau.
Der Bund will das selbst gesetzte Ziel einhalten, bis 2018 flächendeckend Internetanschlüsse mit einer Datenübertragungsrate von 50 MBit/s zu erreichen. Bis 2018 sollen dafür gut 2,7 Milliarden Euro in den Breitbandausbau in Deutschland gesteckt werden. Von den zugesagten Mitteln stammen 1,33 Milliarden aus der jüngsten Frequenzauktion, bei der die Telekommunikationsunternehmen knapp 5,1 Milliarden Euro an den Bund gezahlt haben. Der IT-Branchenverband Bitkom begrüsst das Vorhaben des zuständigen Bundesverkehrsministers Dobrindt grundsätzlich: »Indem zumindest ein Teil der Mittel nun wieder in den Breitbandausbau fließt, nimmt der Bund politische Verantwortung wahr«, erläutert Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. »Wichtig ist, dass die zugesagten Mittel schnellstmöglich und technologieneutral vergeben werden. Wir dürfen das hohe Tempo, das wir bei der Frequenzauktion vorgelegt haben, jetzt nicht verspielen«.
Mit der vom Bitkom geforderten Technologieneutralität ist es aber bei der Bundesregierung nicht weit her. Für die Realisierung des Vorhabens gibt es unterschiedliche, technische Möglichkeiten, doch die schnellsten Erfolgsaussichten verspricht hier die Technologie VDSL2-Vectoring. Die Deutsche Telekom als größter Netzbetreiber in Deutschland setzt genau darauf und hat sich zusätzlich mit einer Investitionszusage in die Pole Position bei den Bundespolitikern gebracht. Der Bonner Konzern hatte Ende Februar 2015 einen Antrag bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) eingereicht und öffentlichswirksam angekündigt, er könne »weitere 5,9 Millionen Haushalte mit superschnellen Internetanschlüssen« versorgen und wolle »rund eine weitere Milliarde Euro« investieren. Das Vorhaben kann Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) nur recht sein, denn damit stünde er nach seinem Ausländermaut-Flop zumindest als erfolgreicher Breitband-Minister da. Auch der Telekom käme ein Zuschlag gerade recht: Setzt sich der Konzern mit diesem Vorhaben durch, könnte er seine alte Kupferkabel-Infrastruktur noch jahrelang lukrativ nutzen.
Viele Experten sehen das auf Kuperkabel-Infrastruktur basierende Vectoring jedoch kritisch, weil es sich hier nicht um eine dauerhaft zukunftssichere Lösung, sondern um eine Brückentechnologie handelt. Man würde damit zwar die gesteckten Ziele erreichen, aber auf Kosten der Bürger, die für eine wirklich moderne Internet-Infrastruktur nach wenigen Jahren erneut zahlen müssten. Die langfristig nachhaltigere, deutlich leistungsstärkere Technologie wäre ein Glasfaserausbau. Doch der ist nicht nur kostspieliger, sondern benötigt womöglich auch mehr Zeit. Dobrindt stünde also womöglich vor der nächsten Wahl auch beim Breitbandausbau als Fehlbesetzung da.