Die kalifornische Polizei hat die Rechner und Speichergeräte eines Mitarbeiters des Nachrichtenportals Gizmodo beschlagnahmt. Er hatte über den Prototypen von Apples iPhone 4 berichtet.
Zu einem Rohrkrepierer in Sachen Öffentlichkeitsarbeit und Marketing könnte sich die Affäre um den Prototyp des iPhone 4 für Apple entwickeln. Wie berichtet (siehe Beiträge unter Verwandte Artikel), hatte ein Mitarbeiter des Unternehmens das Gerät in einer Bar liegen lassen. Der Finder »verkaufte« das Gerät für 5000 Dollar an das Online-Magazin Gizmodo.
Dieses wiederum veröffentlichte einige technische Details des iPhone 4. Da Apple das Gerät umgehend »remote« sperrte, beschränkten sich die Informationen auf einige Daten zur Hardware-Ausstattung des Mobiltelefons.
Nun hat Polizei in Kalifornien eine Hausdurchsuchung bei Gizmodo-Redakteur Jason Chen durchgeführt und Rechner, eine Kamera und Storage-Geräte aus dem Besitz des Journalisten beschlagnahmt. Die Begründung: Die Behörden gehen einer Anzeige von Apple nach, in der vom Diebstahl eines Geräts die Rede ist.
Der zuständige Staatsanwalt Stephen Wagstaffe betonte laut einem Bericht des Wall Street Journal, die Aktion gegen Chen gehe auf besagte Anzeige von Apple zurück.
Inzwischen haben Anwälte des Medienhauses Gawker Media, der Muttergesellschaft von Gizmodo, Rechtsmittel eingelegt. Die Behörden wollen daher nun nach Angaben des Staatsanwalts mit der Sichtung der Informationen auf den Geräten von Jason Chen warten, bis die rechtliche Lage geklärt ist.
In den USA ist mittlerweile eine Debatte über das Vorgehen der Behörden im Fall Gizmodo/Apple entbrannt. Einige Medienfachleute halten das Vorgehen der Behörden für gerechtfertigt, weil das Recht auf Pressefreiheit keine strafbaren Handlungen deckt. Ob es sich bei diesem Fall von »Scheckbuch-Journalismus« um eine solche handelt, etwa einen Diebstahl, wie dies Apple behauptet, ist jedoch offen.
Die harsche Reaktion von Apple auf den Vorfall dürfte auf zwei Faktoren zurückzuführen sein. Zum einen könnte der Bericht von Gizomodo.com potenzielle Käufer von iPhones dazu animieren, auf das neue Modell zu warten. Partner von Apple wie T-Mobile, die dem Hersteller viel Geld für das Recht bezahlt haben, das iPhone exklusiv zu vermarkten, dürften daher die Panne alles andere als spaßig finden.
Hinzu kommt, dass Gizmodo Apple und dessen Chef Steve Jobs die Show gestohlen hat – zumindest ein bisschen. Angesichts des Hangs von Jobs zur Selbstinszenierung ist dies ein Faktor, der nicht zu unterschätzen ist.
Was aber ist aus Gary Powell geworden, dem Unglückraben, der das iPhone 4 verlor? Bislang ist nichts darüber bekannt, dass der Apple-Ingenieur das Unternehmen verlassen musste.
»Vermutlich darf der jetzt bei Apple die Mülleimer leeren«, so der Sohn des Autors dieses Beitrages, ein überzeugter iPhone-Nutzer, aber kein »Apple-Jünger«. Das dürfte der Wahrheit ziemlich nahe kommen.