Vorbildliche Digitalisierung

Von Estland lernen!

4. August 2017, 13:47 Uhr | Lars Bube
In Estlands Hauptstadt Tallin können die Deutschen einiges lernen, wie erfolgreiche Digitalisierung funktioniert

Estland am nordöstlichen Rand der EU macht es uns vor: Der baltische Staat verfügt über hochmoderne Kommunikationsnetze und fortschrittliche E-Government-Lösungen.

Die meisten Deutschen kennen Estland nur von den zahlreichen Lkw, die zuhauf die rechten Fahrspuren unserer Autobahnen verstopfen. Das ergibt ein etwas einseitiges Bild. Denn der gerade einmal 1,3 Millionen Einwohner zählende Staat hoch oben im Nordosten der Europäischen Union ist nicht nur wegen seiner schönen Landschaft und der beeindruckenden Hauptstadt Tallinn eine Reise wert. Wer das Land besucht, bekommt vor Augen geführt, was in Sachen Digitalisierung und E-Government heute möglich ist und wie weit Deutschland derzeit hinterherhinkt. Bereits seit dem Jahr 2000 garantiert der estnische Staat seinen Bürgern per Gesetz einen Zugriff auf das Internet. Im ganzen Land gibt es WLAN-Zugangspunkte zum Internet, die nahezu sämtliche bewohnte Flächen erreichen.

Rund 99 Prozent des Landes sind mit einem kostenlosen Hot-Spot-Netz abgedeckt.
Wer keinen eigenen Rechner hat, darf gratis an einem von 700 öffentlichen Terminals in Postämtern, Bibliotheken oder Dorfläden ins Netz. Eine solche Regelung ist in Europa einmalig. In Estland sind außerdem alle Schulen online. Seit 2005 kann bei Wahlen auch über das Internet abgestimmt werden. Ummeldungen, Ausweisanträge oder Firmenanmeldungen können Esten ebenfalls online erledigen. Ihr wichtigstes Hilfsmittel ist ein Chip auf dem Ausweis. Egal, ob man in einem abgelegenen Dorf in die Bäckerei geht oder in der Hauptstadt eines der schicken Cafés betritt: Überall fällt spätestens der zweite Blick auf eine Tafel, auf der die Zugangsdaten zum geschützten WLAN stehen.

Im Bereich E-Government macht uns das kleine Land ebenfalls einiges vor. So bietet Estland seit Ende Januar 2015 Bürgern vieler Staaten eine sogenannte E-Residency an. Für eine E-Residency kann man sich online bewerben. Nach einer kurzen Bearbeitungszeit, einer Prüfung durch das estnische Grenzschutzamt und der Zahlung einer Bearbeitungsgebühr von rund 100 Euro kann dann eine Karte mit Chip und Lesegerät in Estland oder in vielen estnischen Botschaften abgeholt werden.


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