Der Trend zum Smart Building hat längst auch die physische Sicherheitstechnik erreicht. Dabei spielt die Videotechnik eine führende Rolle – sie ist derzeit der einzige Sicherheitstechnikbereich, in dem bereits intelligente Sensoren eingesetzt werden, und daher prädestiniert für smarte Applikationen.
Etwa 90 Prozent aller Daten von Videoüberwachungsanlagen sind im Grunde genommen Datenmüll. Sie werden zwar aufgenommen, übertragen und mehr oder weniger langfristig gespeichert, aber niemals für irgendeinen Zweck verwendet. Die Speicherung erfolgt vor allem deshalb, damit der Betreiber und gegebenenfalls Strafverfolgungsbehörden nach einem sicherheitsrelevanten Vorfall das Geschehen nachvollziehen können und damit entsprechende Beweise zur Verfügung stehen. Da man solche Vorfälle aber nicht vorhersehen kann, müssen zunächst sämtliche Videodaten gespeichert werden, was sich auch auf die Kosten der benötigten Storage-Systeme auswirkt.
Aus diesem Dilemma gibt es grundsätzlich zwei Auswege: Der eine besteht darin, die aufgenommenen Daten schon in der Kamera zu analysieren und nur diejenigen von Bedeutung an ein Videomanagementsystem zu übertragen und zu speichern. Der zweite Weg zielt darauf ab, zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten für die gespeicherten Daten zu erschließen. Beide Auswege erfordern jedoch intelligente Kameras, die Bilder bereits vor der Übertragung analysieren können. Hier hat die Entwicklung in den vergangenen Jahren enorme Sprünge gemacht. Intelligente Algorithmen sind heutzutage in der Lage, die Bildqualität durch Unterdrückung von Störgrößen wie Rauschen oder durch automatische Anpassung an sich verändernde Lichtverhältnisse erheblich zu steigern.
Bitraten reduzieren
Intelligente Kameras sind in der Lage, Aufnahmen automatisch anhand vorgegebener Kriterien zu analysieren und Alarme zu generieren, etwa wenn sie bestimmte Bewegungsmuster registrieren. Auf diese Weise unterstützt die Intelligenz der Kameras den Operator insbesondere bei der Überwachung großer Datenmengen. Dieser muss nicht mehr ständig eine große Zahl von Bildschirmen im Auge behalten, sondern erhält genau dann einen Alarm, wenn es tatsächlich etwas zu sehen gibt. Irrelevante Videodaten können gleich in der Kamera gefiltert und müssen daher weder übertragen noch gespeichert werden. Eine weitere Möglichkeit, die Netzwerk- und Speicher-Infrastruktur zu entlasten, besteht im intelligenten Streaming der Videodaten. Hierfür passt die intelligente Kamera das Encoding automatisch an die jeweilige Szene an, um die Bitrate zu reduzieren. Statische sowie dynamische Szenen können so mit deutlich geringerer Bitrate übertragen werden, bei Full-HD wirkt sich das in einer statischen Szene häufig in einer effektiven Bitrate von etwa einem MBit Sekunde statt sonst drei bis vier MBit pro Sekunde aus. Auch eine intelligente Rauschunterdrückung auf Basis der Bildanalyse trägt zu diesem Effekt bei.