Intelligente Sensoren

Wenn Kameras Umsatz machen

21. Juni 2017, 12:46 Uhr | Autor: Pieter van de Looveren / Redaktion: Axel Pomper

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Daten sinnvoll nutzen

Trotz aller Intelligenz in der Kamera fallen bei der Videoüberwachung mit hohen Auflösungen nach wie vor erhebliche Datenvolumina an. Gerade in smarten Umgebungen steht daher heute zunehmend die Frage im Raum, ob und wie man diese Daten auch jenseits reiner Sicherheitsanwendungen sinnvoll nutzen kann. In vielen Fällen werden Videodaten heute vor allem gespeichert, um nach einem Sicherheitsvorfall – sei es Einbruch, Diebstahl, Vandalismus oder Überfall – Beweismaterial zu sichern. Prävention ist ein weiteres wichtiges Motiv für den Einsatz von Videotechnik. Intelligente Videoanalyse in der Kamera eröffnet jedoch ein weites Feld zusätzlicher Möglichkeiten, die in manchen Fällen auf die Optimierung von Betriebsabläufen, in anderen auf die unmittelbare Generierung zusätzlicher Umsätze zielen.

So sind intelligente Kameras beispielsweise in der Lage, die Dichte und die Bewegung von Menschenansammlungen zu analysieren. Bei Großveranstaltungen können solche Informationen genutzt werden, um die Menschenmassen zeitnah und gezielt zu entzerren und so die Gefahr von Unfällen oder gar einer Panik zu reduzieren. Im Flughafen oder im Supermarkt kann der Betreiber solche Echtzeitinformationen nutzen, um bei Schlangenbildung zusätzliche Schalter oder Kassen zu öffnen. Die Langzeitanalyse solcher Bewegungsdaten hilft ihm zudem, das Design des Ladenlokals oder Terminals zu optimieren. Eine Analyse der Verweildauer vor Sonderangeboten gibt wichtige Informationen über die Akzeptanz und – bei Integration mit dem Kassensystem - sogar über Konversionsraten. In Flughäfen, Bahnhöfen, Einkaufszentren oder Shop-in-Shop-Umgebungen lassen sich anhand solcher Daten sogar Mietverträge auf Basis realer und nachgewiesener Kundenströme und -frequenzen abschließen. Ein weiteres Beispiel für neue Anwendungen wäre etwa die Erfassung der exakten (kostenpflichtigen) Standzeit von Flugzeugen am Gate mit automatischer Weiterleitung an das Abrechnungssystem.

Kameras im IoT absichern
Der Einsatz von Videokameras in solch smarten Anwendungen bedingt natürlich, dass diese aus ihren geschlossenen und daher besonders gesicherten Umgebungen gerissen werden. Tatsächlich sind nahezu sämtliche Videokameras, die heute zu Überwachungszwecken installiert werden, auf die eine oder andere Weise mit dem Internet verbunden. Das ermöglicht aus der einen Seite innovative Applikationen, bringt aber auch Gefahren mit sich, da sie grundsätzlich auch unbefugten Zugriffen ausgesetzt sind. Gerade in den letzten Monaten haben Botnetze wie Mirai gezeigt, wie anfällig IoT-Geräte sein und wie schnell sie auch für Angriffe auf andere Systeme missbraucht werden können. Die Absicherung gegen derartige Angriffe ist daher bei allen Videokameras, aber natürlich auch bei allen anderen Sicherheitssystemen mit Verbindung zum Internet, eine Grundvoraussetzung für die Installation. Ohne starkes Passwort sollte keine Kamera ans Netz gehen, und angesichts der großen Zahl installierter Kameras und der natürlichen Bequemlichkeit (oder Zeitnot) von deren Betreibern liegt es in der Verantwortung der Hersteller, das schon beim Design ihrer Systeme zu gewährleisten. Dabei darf es sich natürlich nicht um voreingestellte Default-Zugangsdaten handeln, die ja Mirai und ähnlich Botnets erst ermöglichen.

Raffiniertere Angriffsmethoden beinhalten gefälschte Firmware-Upgrades oder Plugins, über die IoT-Systeme wie Kameras mit Malware verseucht werden. Gerade bei kritischen Anwendungen wie der Videoüberwachung ist es daher wichtig, ausschließlich vom jeweiligen Hersteller digital signierte Upgrades zuzulassen und die Installation von 3rd-Party-Plugins von vornherein komplett zu unterbinden. Sämtliche Remote Access-Zugänge wie Telnet sollten zudem grundsätzlich geschlossen bleiben.

Neue Anwendungen
Intelligente Kameras in smarten Umgebungen ermöglichen nicht nur erhebliche Qualitätssprünge und Kosteneinsparung in der Videoüberwachung, sondern können auch ganz neue Anwendungen ermöglichen, die sich unmittelbar auf das Geschäftsergebnis auswirken. Allerdings nur, solange der Betreiber die Kontrolle über sie hat und nicht etwa ein Botnet.

Pieter van de Looveren, Video Management bei Bosch Sicherheitssysteme


  1. Wenn Kameras Umsatz machen
  2. Daten sinnvoll nutzen

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Bosch Sicherheitssysteme GmbH

Weitere Artikel zu Bosch Sicherheitssysteme GmbH

Weitere Artikel zu Bosch Sicherheitssysteme GmbH Bosch Communication Center

Matchmaker+