Wie sicher ist Ihr Wissensschatz?

1. Dezember 2010, 16:20 Uhr | Markus Kien
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Unternehmen unterschätzen oft das technische Know-how von Informationsdieben.

Von Annette Schmidt

Die Zelle, die auf „Abhören" geschaltet war, befand sich in der Telefonspinne auf dem Konferenztisch eines Vorstandbüros in Leipzig. Wochenlang ließ ein Konkurrent der Softwareentwicklungsfirma unbemerkt mithören, um kostbares Know-how zu stehlen. Jedes Wort, jede Information drang über Funknetz durch die dicken Wände des Unternehmens nach außen und wurde 500 Meter entfernt mit einem Notebook und dem Software- Programm WLAN-Sniffing ausspioniert.

„Solche Lauschangriffe sind im heutigen Wettbewerbsgeschäft Gang und Gebe", erläutert Klaus Dieter Matschke von der Frankfurter Sicherheitsberatung KDM. Seine Spezialtruppe für Abhörschutz fand die Manipulation am Konferenztelefon und bewahrte den Auftraggeber vor millionenschwerem Schaden. Abhörschutz mit aufwendigen innovativen technischen Messungen und Untersuchungen gehören seit geraumer Zeit zum Standardprogramm von KDM. Räume vor Lauschangriffen sichern, Telefone von Repetoren befreien, all das geschieht in der Regel nachts, außerhalb der Geschäftszeit oder betont auffällig mitten im Büroalltag. Letztere Aktion soll für die Mitarbeiter eine abschreckende Wirkung haben, denn laut Studien des Bundeskriminalamtes kommen 70 Prozent der Täter aus den eigenen Reihen.

Immer noch unterschätzen viele Unternehmen die Bedrohung durch Wirtschaftsspionage und vernachlässigen den Schutz ihres wertvollsten Guts - des unternehmensinternen Wissens. Dabei warnt auch das Bundesamt für Verfassungsschutz schon seit langem vor einer zunehmenden Bedrohung des Wirtschaftsstandortes Deutschland durch Wirtschaftsspionage und Konkurrenzausspähung. „Gerade die Finanz- und Wirtschaftskrise hat die Relevanz von Wirtschaftsspionage besonders verdeutlicht. Fremde Nachrichtendienste oder konkurrierende Unternehmen interessieren sich für anwendungsorientierte Forschung, die oft hohe Summen verschlingt, neue und zukunftsträchtige Technologien, aber auch für Unternehmens- und Marktstrategien", berichtet Dr. Burkhard Even, Abteilungsleiter Spionageabwehr im Bundesamt für Verfassungsschutz.

Gefährdet sind nicht nur global agierende Konzerne, sondern auch innovative mittelständische Unternehmen sowie Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen. Während die großen Konzerne über eigene Sicherheitsabteilungen verfügen, unterschätzen gerade die Mittelständler die Gefahr.


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