2014 soll das Jahr der Übernahme des Mobilfunkanbieters E-Plus durch den Konkurrenten Telefónica Deutschland werden. Doch noch prüfen die EU-Wettbewerbshüter, ob der Acht-Milliarden-Euro-Deal wirklich zustande kommt.
Nicht das Bundeskartellamt, sondern die EU-Wettberwerbshüter in Brüssel werden bis Mitte Mai 2014 entscheiden, ob hierzulande der Mobilfunkanbieter E-Plus durch den Konkurrenten Telefónica Deutschland geschluckt werden darf. Gibt Brüssel grünes Licht, wird die künftige O2-/E-Plus-Gesellschaft der größte Mobilfunkanbieter in Deutschland. Doch das sieht momentan nicht so aus: Die EU-Kommission hatte bereits im Dezember 2013 deutliche Bedenken zu dem Milliardendeal geäußert.
Trotz der strengen Prüfung der EU-Kommission treibt man bei Telefónica die Übernahme unbeirrt voran. Auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 11. Februar 2014 in München sollen die Aktionäre unter anderem einer Kapitalerhöhung um 3,7 Milliarden Euro zustimmen, damit ein Teil des Kaufpreises an den niederländischen E-Plus-Eigner KPN in bar bezahlt werden kann.
Oder haben einige Hellsichtige bereits erkannt, dass der Mega-Zusammenschluss zum Scheitern verurteilt ist? Was steckt hinter dem völlig überraschenden Ausscheiden des langjährigen O2-Chefs René Schuster, der laut der knappen, offiziellen Pflichtmitteilung »in gegenseitigem Einvernehmen« gegangen ist?
Klar ist, dass die spanische Muttergesellschaft Telefónica S.A. schon heute mit 62,3 Milliarden Euro Umsatz und mehr als 270.000 Mitarbeitern eine der größten Telefongesellschaften weltweit ist. Mit dem Übernahme-Deal in Deutschland will der mit rund 46 Milliarden Euro verschuldete Konzern mittelfristig seine Finanzsituation verbessern. Telefónica tritt hierzulande jedoch nicht gegen schwache Wettbewerber an: Mit der Deutschen Telekom und Vodafone sind ebenbürtige Konkurrenten vorhanden.
Noch völlig unklar ist, wie Telefónica Deutschland nach einer eventuellen Zustimmung der EU-Wettbewerbshüter hierzulande die E-Plus-Übernahme umsetzen würde. Einzig bekannt sind von den Wirtschaftsprüfern von Price Waterhouse Coopers errechnete Synergien von 5,75 Milliarden Euro. Bei bisherigen Übernahmen – etwa von Hansenet – wurde das übernommene Unternehmen vollständig integriert. Im Klartext: Der Name Hansenet verschwand ebenso wie die Marke »Alice«, von einst 1.850 Hansenet-Beschäftigten am Standort Hamburg waren zuletzt noch 650 bei Telefónica beschäftigt.
E-Plus ist mit rund 4.600 Mitarbeitern, aktuell mehr als 25 Millionen Kunden und 3,2 Milliarden Euro Gesamtumsatz freilich ein anderes Kaliber als Hansenet. So macht man derzeit in Düsseldorf ebenso wie bei Telefónica in München unbeirrt weiter: Mit Blick auf das neue Geschäftsjahr stellte CEO Thorsten Dirks kürzlich fest: »2014 steht im Zeichen des geplanten Zusammenschlusses von Telefónica Deutschland und E-Plus. Unabhängig davon wird E-Plus im Markt weiter angreifen und hohe Qualität zum besten Preis-Leistungsverhältnis bieten. Wir bleiben unserer Strategie treu und wollen auch in diesem Jahr vor allem bei Vertragskunden und im Datengeschäft kräftig zulegen«.