Anfang Mai ist die Spam-E-Mail 30 Jahre alt geworden - jedenfalls nach der Zeitrechnung der Sicherheitsexperten von McAfee. Trotz der groß angekündigten Prognose von Bill Gates im Jahr 2004, dass Spam bereits 2006 kein Thema mehr sein werde, scheint kein Ende in Sicht. Das Spam-Jubiläum fällt auch - wen wundert?s - ziemlich genau mit dem Ende des McAfee-S.P.A.M.-Experiments zusammen. Dabei wurden weltweit 50 Testpersonen eigens mit neuen E-Mail-Adressen und Notebooks ohne Spam-Filter ausgestattet. Hausfrauen, Beamte, Studierende und Rentner haben 30 Tage lang hemmungslos gesurft, im Internet eingekauft und sich zu allen möglichen Werbeaktionen angemeldet. Ihre Erfahrungen haben die Probanden im Blog
www.mcafeespamexperiment.com niedergeschrieben. Aus dem 30-tägigen Versuch konnte McAfee nach eigenen Angaben wertvolle Erkenntnisse zur aktuellen Spam-Problematik gewinnen und damit auch dazu, wie sich das Phänomen Spam in den letzten 30 Jahren verschärft hat.
Vor 30 Jahren, am 3. Mai 1978, fanden 400 Benutzer des wissenschaftlichen Internet-Vorläufers Arpanet in ihrem elektronischen Postfach eine Werbe-Mail. Der im damals noch sehr exklusiven Netz leicht zu ermittelnde Absender, Gary Thurek, bekam entsprechenden Ärger mit dem US-Verteidigungsministerium, das das Arpanet betrieb. Thurek wollte auf diese Weise Computer und Zubehör seines Arbeitgebers DEC an den Mann bringen und hatte auch Erfolg. Die Bezeichnung Spam, die ursprünglich in erster Linie für Dosenfleisch stand, gilt heute als Synonym für eine unnötig häufige Verwendung und Wiederholung, hervorgegangen aus einem Sketch der britischen Comedy-Serie Monty Python?s Flying Circus. In Zusammenhang mit E-Mails tauchte die Bezeichnung erst 1993 auf. Heutzutage geht man von weltweit etwa 100 Milliarden Spam- oder Junk-E-Mails pro Jahr aus, was rund 80 bis 85 Prozent des E-Mail-Verkehrs ausmacht.
Neben der immensen quantitativen Zunahme hat sich Spam auch in qualitativer Hinsicht gewandelt - von einem banalen Ärgernis zu einer äußerst lukrativen Sparte der Onlinekriminalität. Die Verbindung zwischen Spam und Onlinekriminalität war es auch, die McAfee dazu veranlasste, in einem Experiment herauszufinden, wie weit die Spam-Flut um sich greift, wenn keine Schutzmaßnahmen aktiviert sind. Die Ergebnisse des Experiments spiegeln den Wandel wider: Der Spam-Versand wird heute in organisierter Form massenweise betrieben, um E-Mail-Benutzer zu vermeintlichen Schnäppchen, Gewinnen aus Onlineverlosungen oder unseriösen Finanzdienstleistungen zu locken. Die Konvergenz von Spam, Phishing und Spyware verdeutlicht einmal mehr die betrügerische Komponente und das unlautere Ziel, den Internetnutzern das Geld aus der Tasche zu ziehen.
LANline/jos