Abhören und abgehört werden sind der Regelfall

Amerikaner attackieren selbst - China widerspricht den Anschuldigungen

4. September 2007, 23:06 Uhr |

Das US-Verteidigungsminsiterium ist besorgt über die zunehmende Komplexität der chinesischen Cyber-Angriffe. "Chinas Volks-Befreiungs-Armee (PLA) hat bewiesen, dass sie in der Lage ist mit ihren Cyber-Angriffe unsere Systeme zum Stillstand zu bringen und im Konfliktfall kann sie das im großen Stil wiederholen", zitiert eine englische Zeitung einen offiziellen Sprecher des Pentagons. Dieses Eingeständnis sei die Folge einer internen Untersuchungen über die Cyber-Attacken vom vergangenen Juni, in der Folge das Pentagon etwa 1500 Systeme vom Netz nehmen musste.

Normalerweise haben Cyber-Attacken auf das Pentagon laut Verteidigungsminister Robert Gates keine besonderen Folgen, denn sie seien eigentlich nichts Ungewöhnliches und man wäre bestens dagegen gerüstet. Doch damals hatte das Ministerium mit außergewöhnlich hartnäckigen Cyber-Angriffen zu kämpfen in deren Folge es den Angreifern tatsächlich gelang in die Systeme einzudringen.

Die chinesische Regierung hat jedoch bestritten, dass sie jemals einen Angriff auf die US-Systeme ausgeführt habe. "Die chinesische Regierung verurteilt und bekämpft alle Arten von Internetkriminalität, das gilt insbesondere für das Hacking", sagte die Sprecherin des Außenministeriums Jiang Yu.

Doch die Amerikaner sehen das weiterhin anders. So haben sich die meisten US-Behörden inzwischen darauf eingestellt, dass sie von den Chinesen permanent beobachtet werden. "Es gibt keinen Zweifel daran, dass die gesamte nicht-klassifizierter E-Mail-Kommunikation der US-Regierung von den Chinesen abgehört wird", heißt es in einer offiziellen Stellungnahme.

Viele US-Militärs wollen das aber in Zukunft nicht mehr so einfach hinnehmen. So plant die Luftwaffe einen War-Room der nicht nur für einen besseren Schutz sorgen soll, sondern der vor allem auch Gegenangriffe starten kann. "Das hier ist elektronischer Krieg, bei dem wir auch unsere Cyberwaffen einsetzen müssen", sagt Airforce-General Charles Ickes.

Solche Maßnahmen scheinen nicht besonders neu zu sein, denn das Pentagon hat schon bestätigt, dass es selbst ebenfalls an der chinesischen Kommunikation höchst interessiert sei – wobei die Wortwahl jedoch eine etwas andere ist: Chinesen "hacken" in die US-Systeme, Amerikaner "scannen" die chinesischen Netzwerke nur.

Neben dem Pentagon gilt das Department of Homeland Security (DHS) ebenfalls als besondere Zielscheibe von Cyberangriffen. So bestätigte dessen CIO Scott Charbo bereits, dass durch die vielen Attacken "hunderte von Sicherheitslücken in seiner Behörde bekannt geworden sind". In den meisten Fällen ging es um erfolgreiche Angriffe die sich auf den Desktop richteten und bei denen die Hacker die Kontrolle über die PCs erlangen konnten. "Kein Computersystem ist sicher und unser Ministerium ist permanenten Angriffen ausgesetzt. Aber wir gehen allen gemeldeten Sicherheitsvorfällen sorgfältig nach und haben stets die entsprechenden Gegenmaßnahmen durchgeführt", versuchte deren CIO besorgte Abgeordnete zu beruhigen, die einer öffentlichen Anfrage mehr Details wissen wollten. Damit hat das Ministerium viel zu tun, denn die Zahl der registrierten Cyber-Attacken beträgt für die ersten sieben Monate dieses Jahres bereits 35.000, wogegen es im ganzen Jahr 2005 nur 4100 waren.

Analysten haben sich auch schon dieser Problematik angenommen. "Das Problem der meisten Ministerien ist deren Komplexität, schon kleine Nachlässigkeiten können immense Folgen haben", warnt beispielsweise Forrester-Analyst Khalid Kark. Viele US-Abgeordnete sehen das ähnlich und verlangen von den Ministerien mehr Sensibilität und mehr Geld für die Cyber-Sicherheit. "Behörden sollten mindestens 20 Prozent ihres IT-Budgets für die Sicherheit ausgeben", heißt es in einem Schriftsatz des Kongresses an die Regierung. Das wäre dann rund dreimal so viel wie der heutige Durchschnitt von 6,8 Prozent.

Harald Weiss/CZ/pk


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