All diese Beispiele zeigen die Problematik des Cloud Computings in großer Deutlichkeit. Das Vernetzen von Informationen zwischen unterschiedlichen Nutzern, Anbietern und Werbe-Partnern ist komplex und anfällig für Fehler. Umso wichtiger ist es, dass die Entwickler der Cloud höchst sensibel und vorsichtig mit den ihnen anvertrauten Informationen umgehen.
Das häufige Schulterzucken – »uups, haben wir selbst nicht gewusst« – ist nicht geeignet, Vertrauen bei den Anwendern zu schaffen. Ebenso wenig die andauernde Beschwichtigung, bekannt gewordene Probleme seien bereits behoben.
Der Anwender wünscht sich, dass die Anbieter selbst in der Lage sind, die Problematik ihrer Dienste zu erfassen und aktiv anzugehen. Transparenz kann da hilfreich sein, ebenso der Versuch, die Privatsphäre der eigenen Kundschaft ernst zu nehmen, im Zweifelsfall auch ernster als eine Menge einzelner Anwender selbst. Die Sorglosigkeit von Usern ist kein Argument für die Schlampigkeit von Unternehmen.
Dennoch sind vor allem die einzelnen User angehalten, sich mit dem Thema Privatsphäre auseinanderzusetzen. Solange sie nicht direkt abgezockt werden, ist Internet-Nutzern oft egal, was wer über sie weiß. Öffentlich zu sein, ist sogar hip.
Es müssen aber weder Cyber-Kriminelle noch das FBI hinter einem her sein, damit die aus der Cloud schneienden Informationen sich auf das eigene Leben zurück auswirken. Die Wirtschaft interessiert sich brennend für persönliche Daten, zum Beispiel um ihre Werbung zielgerecht auf Personen zuschneiden zu können.
Händler interessieren sich aber auch für eine Einschätzung der Kreditwürdigkeit ihrer Kunden. Adressen in den falschen Wohnvierteln, knietiefe Disposchulden etc. können da schnell zum Problem werden. Es ist nicht jeder jung und wohlhabend.
Die Frage ist auch, wer letztlich die Kontrolle im Netz bekommt. Das Betreiben von Servern und Anbieten sympathischer Features kann nicht nur eine Menge Geld einbringen, es kostet auch eine Menge. Schon insofern ist ein kostenloses Netz eine Fiktion. In der kapitalistischen Welt gilt, dass niemand etwas umsonst bekommt.
Das Internet beruht nicht auf reiner Sympathie. Diejenigen Anwender, die sich mit allem, was sie haben, auf die Cloud werfen wollen, sollten wenigstens ungefähr wissen, worauf sie sich einlassen. Sonst könnte die neue Leichtigkeit im Umgang mit Privatem zu einer neuen Unmündigkeit werden.
Es könnte ihnen gehen, wie einmal der Dichter Morgenstern schrieb: »sie riefen die Wolke, doch die Wolke vernahm nicht; sie riefen ich weiß nicht was, doch ich weiß nicht was kam nicht.«