Drei Gründe für die Privatwirtschaft, Cyberkriegsführung ernst zu nehmen
In der Regel sind es also bislang Regierungen und Betreiber kritischer Infrastrukturen, die sich wegen Cyberwarfare Sorgen machen. Dass nun auch weite Teile der Privatwirtschaft in einem Land wie Deutschland Cyberkriegsführung als ein Problem ansieht, könnte drei Gründe haben.
Erstens, der Trend, dass Regierungen weniger zurückhaltend sind, Cyberangriffe auf öffentliche oder private Infrastrukturen bestimmten Ländern zuzuschreiben und diese öffentlich an den Pranger zu stellen. Die USA, Großbritannien, Australien und auch Deutschland haben mit dem Finger auf russische oder chinesische Hacker gezeigt, die sich in ihre Infrastrukturen eingemischt oder Cyber-Angriffe auf ihrem Territorium durchgeführt haben sollen.
Zweitens besteht eine indirekte Gefahr für deutsche Unternehmen auch, wenn die staatlich aufgebauten oder unterstützten APT-Hacker ihre Fähigkeiten und Kenntnisse für Industriespionage und -sabotage einsetzen. Diese Form des APT-Söldnertums begegnet uns immer häufiger und hinterlässt folgenschwere Schäden in Unternehmen, gerade in einem innovativen und exportorientierten Land wie Deutschland.
Drittens besteht ein großes Risiko darin, dass Unternehmen als Kollateralschaden von ausgeklügelter Malware enden, die zwar dazu gedacht war, eine kritische Infrastruktur zu kompromittieren, aber auch gegen andere Systeme eingesetzt werden kann. Das bekannteste Beispiel in diesem Zusammenhang ist die von der NSA entdeckte Schwachstelle EternalBlue. Dieses Wissen wurde von einer Hackergruppe gestohlen und dann dazu benutzt, Hunderttausende von Systemen auf der ganzen Welt mit Ransomware zu infizieren.
Im internationalen Vergleich sind wenige deutsche Unternehmen vorbereitet Dies haben Sicherheitsexperten im Sinn, wenn sie sagen, dass die Zunahme der Cyberkriegsführung eine Bedrohung für ihre Organisation darstellt. Es geht nicht bei allen darum, dass sie einen direkten Angriff anderer Staaten auf sich fürchten. Sondern darum, dass Cyberwaffen militärischer Güte, Kollateralschäden verursachen oder gestohlen werden und gegen den privaten Sektor eingesetzt werden. Und es geht um das Risiko, das von cyberkriminellen Söldnern ausgeht, die auch für privatwirtschaftliche Zwecke mit militärischen Mitteln agieren.
Positiv ist zu werten, dass immerhin schon 62 Prozent der deutschen Security-Spezialisten sagen, ihre Organisation habe heute bereits eine Strategie, die sie gegen diese Art von Schäden schützen soll – auch wenn in angelsächsischen Ländern, Spanien und Dänemark dieser Wert mit rund 70 Prozent bereits deutlich höher liegt. In den nächsten zwei Jahren werden fast alle Unternehmen Cyberwarfare in ihre Bedrohungsmodelle aufgenommen haben, um sich zu wappnen.