Wirtschaftsspionage und Datenklau werden die Firmen in Zukunft vor immer größere Probleme stellen. Davon sind zwar fast alle deutschen Unternehmen überzeugt. Zugleich überraschen jedoch die meisten Konzerne durch eine ausgesprochen realitätsferne Einschätzung ihrer eigenen Sicherheitslage.
Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young, die sich auf eine Befragung der Führungskräfte von 400 deutschen Unternehmen stützt. Demnach sehen sich die deutschen Unternehmen auf der sicheren Seite: 38 Prozent schätzen die Bedrohung für ihr eigenes Unternehmen derzeit gering ein, 52 Prozent halten sich für »mäßig« bedroht, und nur jedes zehnte Unternehmen sieht eine starke Gefährdung. Offenbar vertrauen die Manager auf die Wirksamkeit ihrer präventiven Vorkehrungen, die 83 Prozent für ausreichend halten. Immerhin gehen zwei Drittel der Unternehmen davon aus, dass ihre eigene Bedrohung zukünftig zunehmen wird.
Dass sich so viele Firmen gegen unerwünschte Informationsabflüsse ausreichend geschützt fühlen, findet Dr. Stefan Heißner, Leiter der Abteilung Fraud Investigation & Dispute Services bei Ernst & Young, »fern der Realität«. Für ebenso wenig realistisch hält er es, dass nur acht Prozent der Befragten einräumen, in den vergangenen drei Jahren Ziel von Spionage- oder Datenklau-Angriffen gewesen zu sein. »Wir müssen daraus schließen, dass die Mehrheit der Unternehmen noch gar keine Sensibilität für diese Art von Risiko entwickelt haben«, fürchtet er. »Nach unserer Erfahrung hat jedes Unternehmen mit solchen Problemen zu kämpfen – keineswegs nur Großkonzerne«. Heißner geht davon aus, dass allein in Deutschland durch Datenklau jährlich ein Schaden von geschätzt über 20 Milliarden Euro entsteht.