Datenklau-Studie

Die Blauäugigkeit deutscher Unternehmen

16. Mai 2011, 14:45 Uhr | Elke von Rekowski

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Hacker an jeder Ecke – auch am Schreibtisch nebenan

Auf jeden Fall wird das Thema den Experten zufolge nach wie vor unterschätzt. Denn es gebe heute keine Information mehr, an die man nicht herankomme. »Wer das nicht grundsätzlich akzeptiert, wiegt sich in falscher Sicherheit«, sagt Heißner. Zur Datengewinnung bedürfe es nicht einmal nur krimineller Methoden wie des Hacking oder des direkten Datenklaus per CD-ROM oder USB-Stick. »Oft genügt die schlichte menschliche Eitelkeit. Welche Mengen an Know-how manche Leute in Vorträgen auf Kongressen oder in Zeitschriftenartikeln preisgeben, ist gelegentlich schon dramatisch«, stellt Heißner fest. Nicht minder problematisch sei das Auskunftsverhalten in Telefongesprächen, wenn aus Höflichkeit bereitwillig Auskünfte zu eigentlich sensiblen Themen erteilt werden.

Doch bereits die einfache Recherche und Zusammenschau von Daten, die frei im Internet zur Verfügung stünden, führe häufig zu erstaunlich vollständigen Informationssätzen. Das größte Gefahrenpotenzial lauert allerdings in der eigenen Belegschaft. Zwei Drittel von ihnen orteten Mitarbeiter als Täter. In 44 Prozent der Fälle waren es aktuell beschäftigte, in 22 Prozent ehemalige Mitarbeiter. »Manche Mitarbeiter erhöhen beim Arbeitsplatzwechsel ihren Wert dadurch, dass sie wertvolle Informationen als Morgengabe mitbringen. Andere werden als Know-how-Träger gezielt abgeworben«, sagt Heißner. Das Abwerben von Mitarbeitern der Konkurrenz liegt mit 22 Prozent der realen Fälle in der Umfrage auf dem zweiten Platz in der Rangliste der Spionagehandlungen, nach dem direkten Diebstahl von geschäftskritischem Know-how und noch vor Hackerangriffen auf EDV-Systeme.

Die Motive der Mitarbeiter-Täter sind alles andere als edel: Neben der persönlichen Bereicherung (53 Prozent) und zählen Racheabsichten (31 Prozent) zu den Hauptgründen, aus denen Daten ausspioniert werden. Wettbewerbsvorteile spielen in 18 Prozent der Fälle eine Rolle, zum Beispiel, wenn sich Mitarbeiter mit den Kundendaten oder anderem Know-how ihrer Arbeitgeber als deren Konkurrenten selbstständig machen. Nur in jedem zehnten Fall erfolgt die Spionage aus Unwissenheit.


  1. Die Blauäugigkeit deutscher Unternehmen
  2. Hacker an jeder Ecke – auch am Schreibtisch nebenan
  3. Hier wird am liebsten spioniert

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