funkschau: Welchen Stellenwert hat vor diesem Hintergrund das Thema Cyber-Resilienz für Unternehmen? Hängt davon künftig deren Überleben ab?
Seidl: Cyber-Resilienz sollte einen sehr hohen Stellenwert haben – angesichts der aktuellen Situation, die ich gerade beschrieben habe. Aus unserer Sicht sind Cyberattacken die nächste große Überlebensbedrohung für sämtliche Unternehmen. Bislang sind sich dessen vor allem größere Unternehmen bewusst. Doch es gibt immer noch eine Reihe von Unternehmen, die denken, dass sie nicht wichtig genug sind, um ins Visier genommen zu werden. Doch genau das ist die Gefahr. Jedes Unternehmen kann ein Ziel sein und die Wahrscheinlichkeit, auf der Liste eines Hackers zu landen, wächst exponentiell. Das bedeutet, dass jedes Unternehmen den Bewusstseinsgrad erhöhen und Cyber-Resilienz priorisieren muss.
funkschau: Welche Handlungsempfehlungen können Sie IT-Sicherheitsabteilungen geben, die eventuell nicht über ein großes Budget verfügen?
Seidl: Wie bereits angesprochen, ist es wichtig, das Bewusstsein aller Mitarbeiter zu schärfen und sie zu schulen. Sie auf die potenziellen Risiken aufmerksam zu machen und ihnen zu zeigen, wie jeder sein Bestes tun kann, um das Risiko zu minimieren, selbst zum Einfallstor zu werden, ist bereits eine gute Grundlage. Dazu möchte ich gerne noch einmal die anfangs genannten 67 Prozent in Erinnerung rufen: Zwei Drittel der Angriffe 2019 konnten auf die Verbreitung von einem Mitarbeiter auf den nächsten zurückgeführt werden. Außerdem ist es wichtig, mit einer Art Reaktionsplan vorbereitet zu sein. Das hilft, um im Bedarfsfall schnell reagieren zu können. Darüber hinaus sind aber auch Sicherheitslösungen relevant. Das Gute daran ist, dass es sich dabei nicht um Lösungen handelt, die pro Benutzer Kosten hervorrufen, wie zum Beispiel, wenn jedem einzelnen Mitarbeiter ein Mobiltelefon zur Verfügung gestellt werden muss. Die Kosten für Cybersicherheit sind nicht exponentiell teuer. Mit Cloud-Anbietern und angebundenen Partner über API gibt es passende Lösungen, ohne dass man mit verschiedenen Produkten arbeiten muss.
funkschau: Herr Seidl, Sie sind seit Juli 2020 bei Mimecast und sind somit zu einer Zeit zum Cyber Security Provider gestoßen, die turbulenter nicht hätte sein können: Wie beurteilen Sie Ihre „ersten Monate im Amt“? Bitte geben Sie einen Rückblick auf die erste Zeit bei Mimecast und einen Ausblick auf 2021 in Bezug auf die geplanten Vorhaben des Unternehmens.
Seidl: Meine ersten sechs Monate bei Mimecast sind tatsächlich wie im Flug vergangen. Mit Covid-19 sahen wir uns in einer Situation, die das Bewusstsein für Cybersicherheit geschärft und den Markt vorangetrieben hat. Und wir freuen uns, dass Mimecast dies kompensieren konnte. Für das kommende Jahr liegt unser Fokus nun darauf, größere Unternehmen mit unserer Technologie zu helfen, widerstandsfähiger zu werden. Ich sehe hier eine große Chance, unser Geschäft weiter auszubauen. Mit unserem Cloud-basierten Angebot können wir Lösungen anbieten, die das Geschäft von Unternehmen verbessern und wir können uns gleichzeitig mit großen Kundengewinnen beweisen. In diesem Zusammenhang sehe ich ein großes Potenzial, das DACH-Mimecast-Team sowie unsere Marken- und Technologiebekanntheit im Markt auszubauen. Ich freue mich natürlich auch darauf, gemeinsam mit meinem Team weiter zu lernen und uns weiter zu entwickeln.