Während der Cisco Live, die heute in Berlin zu Ende geht, präsentierte Cisco eine Reihe integrierter IoT-Lösungen als individuell gestaltbare Komplettpakete sowie mit Digital Ceiling eine intelligente Lichtplattform. Mit Firepower 4100 brachte das Unternehmen auch eine neue Sicherheitslösung, die die zur Abwehr von komplexen APTs (Advanced Persistent Threats) erstmals mit anderen Sicherheitslösungen von Cisco - sowie über Schnittstellen auch von Security-Partnern - verständigt.
Nutzen wir fundierte Prognosen und Analysen, um unsere Kunden persönlich und personalisiert anzusprechen? Ist unsere Arbeitskraft bestmöglich eingesetzt? Transformieren wir unsere Geschäftsmodelle im Sinne des höchstmöglichen Werts und bestmöglichen Betriebs? Bei der Beantwortung solcher Fragen hat bislang wahrscheinlich kaum jemand Cisco auf dem Zettel.
Für Cisco allerdings sind das die Kernfragen für neue Business-Ansätze, sie ergeben sich aus Megatrends wie Digitalisierung und dem Internet der Dinge (kurz IoT – seit einigen Monaten auch bei Cisco wieder ein geschäftsfähiger Begriff, nachdem man offensichtlich müde wurde, das dereinst eingeführte „Internet of Everything“ immer wieder aufs Neue erklären zu müssen). Ab sofort sieht sich die Netzwerk-Company auch bei solchen Business-zentrischen Fragen als kompetenter Ansprechpartner. Auf der Cisco Live kündigte das Unternehmen eine Reihe von Lösungen an, die sich mit dem Kunden- und Mitarbeiteralltag ebenso wie mit Gebäudebeleuchtung beschäftigen.
Bei diesen Lösungen handelt es sich um integrierte Komplettangebote aus Hardware, Software und Dienstleitungen. Bei der Software greift Cisco auf ein Ökosystem aus derzeit gut sechzig Partnern zurück, die je nach konkreter Anwendung spezifische Funktionen und Mehrwerte hinzufügen können. Im Bereich Kundenerfahrung hat Cisco drei neue Angebote angekündigt:
1. Virtual Expertise: einfach zu handhabende Echtzeit-Interaktion mit Experten – überall und mit jedem Gerät.
2. Mobile Experience: Personalisierte und differenzierte Bedienung im Mobile-Umfeld.
3. Intelligent Branch: Schnelle Einrichtung umfangreicher und sicherer Dienste in den Außenstellen. Die Kernkomponenten in diesem Geschäft umfassen Cisco 4000 Series Integrated Services Router samt Sicherheitspaketen, Catalyst 3850 Switches, UCS E-Server und einiges mehr.
Im Bereich „Workforce Experience“ hat Cisco derzeit lediglich ein Angebot: Workspace Productivity soll die Produktivität verbessern und Kosten senken. Topthemen hier sind Zusammenarbeit und Conferencing von Angesicht zu Angesicht. Dementsprechend gehören zu den Kernbausteinen hier Ciscos Video Endpoints, die Telepresence Management Suite und Cisco UCS Server.
Unter der Bezeichnung Digital Ceiling bietet Cisco ab sofort ein Rahmenwerk, das den Partnern auf diesen Sektor (derzeit 15, darunter Philips Lighting) die Entwicklung spezifischer Lichtlösungen erlaubt. Die Plattform zielt dabei auf die Konvergenz von Gebäudesystemen wie eben Licht, aber auch Heizung, Kühlung, Sensoren und andere Aktoren.
Integrierte Sicherheit
Cisco nutzte seine Berliner Live-Konferenz auch, um mal wieder als großer Security-Player von sich reden zu machen. Rund 5.000 Mitarbeiter des Unternehmens seien weltweit in diesem Bereich tätig – der Umsatz soll an die zwei Milliarden Dollar heranreichen.
Globale IT-Aufgaben und -Funktionen integriert Cisco gerne ins Netzwerk – meist unter dem Oberbegriff „Intelligenz“. Im Laufe der Zeit hat diese Intelligenz verschiedene Ausprägungen erhalten – darunter eben auch Security-Intelligenz.
„Es ist heute ganz entscheidend, Sicherheit bereits in das Design der Netzwerkarchitektur einzubauen“, so Zorawar Biri Singh, SVP & Chief Technology Officer Platforms & Solutions bei Cisco auf Frage von LANline. „Versuche, Bedrohungen am Netzwerkrand oder innerhalb einer Workload zu erkennen und abzufangen, haben sich nicht als zielführend erwiesen.“ Ciscos Antwort auf die Herausforderungen neuer IT-Modelle, die im Zuge von Trends wie Mobility und IoT immer größere Verbreitung finden, ist daher eine bedrohungszentrierte Netzwerkarchitektur.
Zur Cisco Live hat das Unternehmen seinen Security-Komponenten erstmals so etwas wie übergreifende Intelligenz spendiert, damit komplexe Angriffe über unterschiedliche Vektoren (Advanced Persistent Threats, APTs), leichter, schneller und zuverlässiger als bisher aufgespürt werden können. So kommt die neu vorgestellte Firepower Next Generation Firewall 4100 als Plattform, die alle neueren Security-Lösungen des Unternehmens etwa für Intrusion Prevention, Advanced Malware Protection und reputationsgesteuertem URL-Filtering integriert und deren Meldungen in Zusammenhang bringt.
Über Cisco-eigene Schnittstellen können sich auch Fremdanbieter bei der übergeordneten Bedrohungsanalyse mit einbringen. In Bereichen, in denen Cisco (noch) keine eigenen Sicherheitslösungen am Start hat, wollen sich die Kalifornier von sich aus um adäquate Partnerschaften kümmern – so bereits geschehen im Feld der DDoS-Angriffe (Distributed Denial of Service), wo sich Cisco das israelische Unternehmen Radware mit an Bord geholt hat. Weitere Partner für DDoS und andere Angriffsformen sollen demnächst folgen.
Kern der neuen Firepower-Appliances der 4100-Serie ist das neue Management-Center, das sich als umfassende, vereinheitlichte Managementkonsole präsentiert. Informationen aller integrierten Komponenten laufen hier für die übergeordnete Kontextanalyse zusammen. Anders herum sollen sich von hier auch Regeln konsistent auf alle Geräte ausbringen lassen, um unternehmensweit einheitliche Policies durchsetzen zu können.
Cisco adressiert die Firepower 4100-Serie an High-Performance-Anwendungen in mittleren und großen Organisationen. Die Leistung soll auch für den Hochfrequenzhandel an den Börsen und für anspruchsvolle Rechenzentrumsapplikationen ausgelegt sein. Das kompakte 19-Zoll-Gehäuse mit einer Höheneinheit fasst Netzwerkverbindungen mit 40 GbE – bislang keineswegs üblich für Geräte dieser Art.
Um Anwender auch in puncto Know-how bei der APT-Abwehr zu unterstützen, bietet Cisco gleichzeitig auch einen neuen Security Segmentation Service an. Im Grunde ist das ein Beratungsdienst, der teilweise durch eigene Manpower, schwerpunktmäßig aber in Kooperation mit Partnern durchgeführt werden soll. Ziel ist die Schaffung von Transparenz und Kontrolle über den gesamten Security-Bereich, um Compliance, Abwehrfähigkeiten, Bedrohungserkennung, Content-Sicherheit und DLP zu verbessern. Mit dem Service will Cisco auch ein Zeichen setzen: „Security hat bei uns höchste Priorität“.