Um den Gewinn zu maximieren und Leute zu sparen, setzen die Goldfarmer in China immer öfters auf neue Methoden. Das eine sind Bots, die in WoW automatisch Gold erwirtschaften, aber oft erkannt und von Blizzard, dem Betreiber von WoW, herausgeschmissen werden. Das andere sind gestohlene Accounts. Da sie unkompromittiert sind, lässt sich mit ihnen kurzfristig Gold erzeugen, beziehungsweise das vorhandene stehlen, wie es Askir ergangen ist. Falls der Besitzer seinen Account nicht kurzfristig zurückfordert, kann der Dieb ihn sogar verkaufen.
Ein gutes Geschäft also. Laut Informationen des Sicherheitsspezialisten und Microsoft-Mitarbeiters Chun Feng hat allein der auf chinesische Internetcafés spezialisierte Trojaner Dogrobot einen Schaden von 1,2 Milliarden Dollar in Online-Games angerichtet. Die Sicherheitsfirma Kaspersky sieht China auf Platz eins bei den Attacken gegen Games mit 873000 Angriffen am Tag. Es folgen Indien (215000) und Russland (174000). In Europa liegt Polen auf Platz eins (103000), dann kommen Spanien (93000) und Italien (57000). Deutschland liegt mit 16000 täglichen Angriffen auf Platz 5.
Die Zahl der Angriffe insgesamt steigt stetig, wie die Zahl der einzeln nachweisbaren Schadprogramme im Gaming-Bereich zeigt (siehe Grafiken) und belief sich im ersten Halbjahr 2010 auf knapp zwei Millionen. Jedoch stagniert die Steigerung, wie die sinkende Zahl der Neufunde zeigt. Kaspersky begründet das Nachlassen der Aktivität damit, dass seit Längerem keine neue Version von WoW herausgekommen ist. Das könnte sich mit der angekündigten Cataclysm aber ändern und auch das Spiel Diablo 3 könnte einen neuen Malware-Schub erzeugen.
Als Zahl der täglichen Gaming-Angriffe nennt die russische Sicherheitsfirma 3,4 Millionen. Noch über WoW hat sich Maple Story als Angriffsziel etabliert, ein Spiel, das nur in Asien verbreitet ist und hierzulande aufgrund seiner kindlichen Grafik schwer Fuß fasst. Auf Platz drei folgt das ebenfalls asiatische Perfect World. Beide sind kostenlos, bieten aber kostenpflichtige Sonderausstattungen zum Kauf an.
Die Sicherheitsfirma Symantec berichtete letztes Jahr, dass laut einer eigenen Umfrage 16 Prozent der Online-Spieler bereits der Account einmal gestohlen wurde. Und 30 Prozent der Befragten schalten die Sicherheits-Software beim Spielen ab, um Geschwindigkeit und Reaktionszeit zu gewinnen.