Interview mit Waveline-Mar.Com
Raus aus dem Hamsterrad
Das Geschäft vor 2020 lief für Veranstalter meist gut, es gab kaum einen Grund, etwas an etablierten Konzepten zu ändern. „Fast jeder war in seinem Hamsterrad gefangen“, beschreibt es Hasan Ezdi. Doch dann kam mit der Pandemie der große Weckruf – und die Notwendigkeit, alte Muster aufzubrechen.
funkschau: Das erste CSF fand im März 2020 statt – und war damit sozusagen noch eines der letzten Präsenzevents, kurz bevor die Corona-Pandemie über uns hereingebrochen ist und unseren Alltag auf den Kopf gestellt hat. Wie haben Sie das Event von damals in Erinnerung? Was waren die größten Herausforderungen – sowohl strategischer, organisatorischer als auch finanzieller Natur – in dem Zusammenhang?
Hasan Ezdi: Zunächst möchte ich mich bei allen Gästen, Ausstellern, Speakern, Medienpartnern und Partner vom CSF für ihre Beteiligung und Unterstützung bedanken. Aus strategischer und unternehmerischer Sicht war es sicher richtig, das CSF zu veranstalten. Wir (alle) hatten für das erste CSF unheimlich viel Arbeit und Herzblut investiert, das dann auch anhand der Rückmeldungen der Teilnehmenden belohnt wurde. Sicher hatten wir ein paar Learnings als Newcomer mit einem innovativen Konzept wie das des Cyber Security Fairevent, jedoch gehen wir nun gestärkt und mit großen Schritten Richtung CSF 2022. Zusammenfassend kann ich sagen, in der damaligen Situation, als letzte Veranstaltung in der IT, sind wir mit einem blauen Auge davongekommen.
funkschau: Seitdem sind zwei turbulente Jahre vergangen. Die Messe- und Eventlandschaft haben die Lockdowns neben der Gastronomie sicherlich am härtesten getroffen. Wie haben Sie diese ungewisse Zeit wahrgenommen? Welche Projekte konnten Sie in der Zwischenzeit überhaupt angehen?
Ezdi: Als Veranstalter vom CSF und Inhaber einer Werbeagentur kann ich Ihnen sagen, es war wie Stochern im dichten Nebel. Unsere Kunden und somit auch wir konnten nichts planen. Ständig änderten sich die Regeln, das Business war ungewiss. Die erste Devise war durchhalten. Die zweite, so abgedroschen sie auch klingen mag, Innovationen und Kompetenzen ausbauen. Denn es war klar, es wird irgendwann wieder weitergehen. Schließlich war es nicht die erste Krise in den knapp 20 Jahren meiner Selbstständigkeit. Besonders stolz bin auf unsere Kunden, sie haben uns nicht im Stich gelassen und partnerschaftlich weiter mit uns zusammengearbeitet.
Die Zeit haben wir genutzt und uns online viel besser aufgestellt, unter anderem mit der Realisierung der DTS World. Wir haben mit Frau Wolski von DTS Systeme eine mutige und offene Marketingleiterin mit Weitblick gefunden, um die Idee für den ersten virtuellen Showroom in der IT zu realisieren. Denn, eine einfache Webseite oder Online-Session für Online-Events würde nicht genügen. Es musste packend und ein besonderes Erlebnis sein und trotzdem allen Ansprüchen hinsichtlich des Contents, der Vorträge und des persönlichen virtuellen Kontakts gerecht werden.
funkschau: Wie hat sich Ihrer Meinung nach die Messe- und Veranstaltungsbranche verändert? Hat Corona hier – wie in vielen anderen Bereichen auch – als Beschleuniger der Entwicklungen fungiert?
Ezdi: Ja. Ich glaube fast jeder war vor der Pandemie in seinem Hamsterrad gefangen. Das Geschäft lief zum großen Teil sehr gut und es gab keinen großen Anlass, etwas fundamental in der Veranstaltungsbranche zu verändern. Näher betrachtet muss man die Reaktionsgeschwindigkeit, sicher auch von den Herstellern getrieben, loben. Zwar konnten anfangs die neuen Online-Formate über die bekannten Plattformen begeistern, aber nach und nach spricht man hier von einer Online-Müdigkeit und dem Drang, endlich wieder persönliche Gespräche führen zu wollen. Hybride Veranstaltungen werden in Zukunft sicher eine große Rolle spielen, nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen, die in Bezug auf die Kosten und Nutzen gemacht wurden.
| „Hybride Veranstaltungen werden in Zukunft sicher eine große Rolle spielen, nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen, die in Bezug auf die Kosten und Nutzen gemacht wurden.“ |
|---|
funkschau: Aus jeder Krise lässt sich auch etwas lernen. Was sind Ihre wichtigsten Erkenntnisse aus den letzten zwei Jahren und inwiefern spiegelt sich das gegebenenfalls auch im kommenden CSF wider?
Ezdi: Die Erkenntnisse sind nicht wirklich neu. Der persönliche Kontakt ist durch nichts zu ersetzen. Zwar werden einige Online-Formate kleinere Events ablösen, aber das wird das Zusammenkommen von Menschen nicht ersetzen können. Selbstverständlich sind es auch Innovationen und neue Ideen, die begeistern. Aber, das ist leicht gesagt. Schließlich habe auch ich erst auf die neue Situation reagiert, als ich musste – teils sogar zu spät. Aber Neues in einer gut funktionierenden Welt zu etablieren ist ein enorm großes Risiko, in finanzieller Hinsicht und auch hinsichtlich eigener Kompetenzen, die es aufzubauen gilt. Was das CSF angeht, habe ich es schon angedeutet: Das „CSF goes hybrid“. Wir sind nun in der Lage, die gesamte Präsenzveranstaltung ins Web zu spiegeln und sind so für die gesamt DACH-Region erreichbar.
- Raus aus dem Hamsterrad
- Das CSF, eine Veranstaltung für die DACH-Region
Lesen Sie mehr zum Thema
