Eine aktuelle Spam-Kampagne geht einen neuen alten Weg: Die betrügerischen Nachrichten kommen als Brief mit der Post.
Offenbar machen es die immer ausgereifteren Filtersysteme für elektronische Post den Spam-Versendern inzwischen so schwer, dass sie dringend neue Wege für ihre Tricksereien suchen müssen. Neben verstärkter Aktivität in Chatprogrammen und Sozialen Netzwerken haben sie dabei jetzt auch einen alten Weg neu für sich entdeckt: Der Hersteller von Antivirensoftware G Data warnt vor einer aktuellen Welle von Spam, die per Postbrief ins Haus geflogen kommt. Die Trickbetrüger haben es dabei vor allem auf Pressestellen und Agenturen abgesehen. In den Briefen verschicken sie vermeintliche Rechnungen für Media-Dienstleistungen wie die Veröffentlichung von Artikeln. Die personalisierten Schriftstücke sind in ordentlicher Form und Sprache samt AGBs auf edlem Papier verfasst, so dass sie äußerst glaubwürdig wirken. Dieser Eindruck wird durch Beispiele von bereits veröffentlichten Beiträgen und der Webseite der »Silence Media Network« noch verstärkt. Dort finden sich als angebliche Kunden und Kooperationspartner die Logos seriöser Nachrichtendienste und Agenturen. »Es ist schon sehr ungewöhnlich, dass derartige Angebote wieder per Post versendet werden, wie es bei der aktuellen Masche der Fall ist. Selbst die sogenannte Nigeria-Connection hat aus Kostengründen schon vor Jahren von Briefpost auf E-Mail umgestellt«, zeigt sich auch Ralf Benzmüller, Leiter der G Data SecurityLabs erstaunt über diese Spam-Methode.
Dummer Weise hatten die Hintermänner einen der Briefe auch an G Data gesendet, so dass der Trickbetrug jetzt publik wurde. Nach ersten Erkenntnissen der Antiviren- und Spam-Spezialisten wurden mindestens zwei Versionen dieses Briefes weitläufig versendet, die sich hauptsächlich in der angegebenen Summe unterscheiden. Bei einigen Empfängern werden 580 Euro als Preis genannt, andere sollen gar 1.890 Euro berappen. Die Bezahlung wird über einen niederländischen Payment Provider geregelt. Erst ein Blick ins Kleingedruckte zeigt, dass es sich eigentlich um ein Angebot und nicht um eine Rechnung handelt. »Die Kampagne könnte sehr erfolgreich sein, da sie in einem Bereich ansetzt, wo man nicht mit Betrugsversuchen rechnet«, warnt Benzmüller. Er gehe deshalb davon aus, sich die Trickbetrüger künftig wieder häufiger des Postwegs bedienen könnten.