Vor zehn Jahren sorgte »I Love You« als erstes Computervirus für weltweites Aufsehen und Infektionen. Im Interview mit InformationWeek-Redakteur Lars Bube erzählt Virenexperte Paul Fletcher, heute Chief Software Architect bei Symantec Hosted Services, wie er den Ausbruch damals erlebte und was sich mit diesem ersten Superschädling in der Welt der Viren und Würmer verändert hat.
Herr Fletcher, können Sie sich noch erinnern, wann wo und wie Sie das erste Mal von »I Love You« hörten? War das eher im privaten Umfeld, oder war der Virus für Sie von Anfang an eher ein berufliches Problem?
Fletcher: Die ersten Informationen über den Virus habe ich damals direkt erhalten, als ich am 4. Mai 2000 mein Büro betrat. Unser hauseigener Virenscanner bei MessageLabs (heute Symantec Hosted Services) »Skeptic« hatte über Nacht automatisch eine ganze Reihe von Kopien eines neuen Virus geblockt, der uns bis dahin völlig unbekannt war. Deshalb konnte der Scanner auch auf keinerlei vorhandene Signaturen zurückgreifen und musste den Schädling alleine anhand der Verhaltensanalyse identifizieren. Es zeigte sich, dass hier ein böser Schädling unterwegs war, der später als »I Love You« Virus oder »LoveBug« bekannt wurde. Nur wenig später begannen wir, unsere Kunden, andere Antiviren-Hersteller, sowie andere wichtige Unternehmen und Partner sofort telefonisch und per Email vor dem Virus zu warnen.
Wo kam dann der Name »I Love You« her – sicherlich liebte niemand diesen Virus?
Fletcher: Das »I Love You« war schlicht und einfach die Betreffzeile der Emails, die den Virus enthielten und verbreiteten. In vielen Ländern wurde die Zeile deshalb auch gleich als Name für den Virus benutzt. Wir nannten ihn allerdings »LoveBug« [Red.: etwa: LiebesFehler], da es einfacher auszusprechen ist und außerdem ein nettes Wortspiel beinhaltet (da »bug« neben einem Computerfehler auch ein umgangssprachliches Wort für biologische Viren ist). Der name »LoveBug« war spontan entstanden, als ein Journalist jemanden aus unserem Team nach dem Namen des neuen Virus fragte – dem als erstes dieses Wortspiel einfiel.