Was schon vor anderthalb Wochen durch die Presse ging, ist nun offiziell: Drei deutsche Autokonzerne erwerben die Kartendienste von Nokia – und geben für diese sogar noch etwas mehr aus als ursprünglich kolportiert.
Nokia wird zum reinen Netzwerk- und Mobilfunkausrüster. Nachdem das finnische Unternehmen das Okay für die Übernahme des Konkurrenten Alcatel-Lucent bekommen hat, wird das unter der Marke »Here« firmierende Kartengeschäft verkauft. Wie schon vor anderthalb Wochen durchgesickert war, geht es an ein Konsortium bestehend aus Audi, BMW und Daimler. Die drei deutschen Autobauer geben mit 2,8 Milliarden Dollar aber sogar noch etwas mehr als die ursprünglich kolportierten 2,5 Milliarden Euro aus. Die Übernahme soll nach Freigabe durch die zuständigen Kartellbehörden im ersten Quartal 2016 abgeschlossen werden.
Die drei Partner wollen bei Here gleichberechtigt agieren und den Dienst als offene Plattform weiterbetreiben, die auch von anderen Herstellern aus der Automobilindustrie und anderen Branchen genutzt werden kann. Sie selbst planen den Service als Grundlage für neue Assistenzsysteme ein und bei der Entwicklung von vollautomatisiert fahrenden Autos. Zudem werden sie basierend auf den gemeinsamen Rohdaten jeweils eigene ortsbezogene Dienste anbieten.
»Here wird eine Schlüsselrolle bei der digitalen Revolution der Mobilität spielen und dabei hochpräzise Karten mit Daten aus dem Fahrzeugumfeld kombinieren«, sagt etwa der BMW-Vorstandsvorsitzende Harald Krüger. Gemeint sind damit die von Kameras und Sensoren in aktuellen Autos erfassten Daten, die genutzt werden sollen, um das Kartenmaterial mit Informationen anzureichern – etwas zu Staus und Behinderungen oder Temperaturen und Glatteis. Denkbar sei auch das Antizipieren von Ampelphasen, »um ein Fahrzeug mit angepasster Motorleistung und minimiertem Verbrauch auf einer grünen Welle durch die Straßen zu navigieren«, so die Autobauer. Mit dem steigenden Datenvolumen aus dem Fahrzeugumfeld werde das Service-Angebot immer besser, wovon explizit alle Here-Kunden profitieren sollen und nicht nur die drei Besitzer des Kartendienstes.
Here bietet Karten und ortsbezogene Daten für knapp 200 Länder in mehr als 50 Sprachen. Der Dienst ging aus dem 2007 von Nokia übernommenen Kartenanbieter Navteq hervor, für den die Finnen damals 5,7 Milliarden Euro ausgaben. Einige Jahre hieß er dann »Ovi Maps«, später »Nokia Maps«, bevor er 2012 seinen aktuellen Namen bekam.