Die umstrittene Firma Cambridge Analytica hatte vor Jahren versucht, mit persönlichen Daten von Millionen Facebook-Nutzern Wahlen zu beeinflussen. Dafür wird Facebook nun in Großbritannien belangt. In Deutschland war der US-Konzern dagegen glimpflich davon gekommen.
Die britische Datenschutzbehörde Information Commissioner's Office (ICO) hat gegen Facebook wegen des Datenskandals um die Analysefirma Cambridge Analytica die Höchststrafe von 500.000 Pfund (565.000 Euro) verhängt. Das Online-Netzwerk habe einen »schweren Verstoß« gegen geltendes Recht zugelassen, erklärte das ICO am Donnerstag in London. Weltweit waren nach Berechnungen des ICO rund 87 Millionen Menschen von dem Datenskandal betroffen.
»Facebook hat es versäumt, die Privatsphäre seiner Nutzer vor, während und nach der rechtswidrigen Verarbeitung dieser Daten ausreichend zu schützen«, erklärte die britische Datenschutz-Kommissarin Elizabeth Denham. »Ein Unternehmen dieser Größe und mit dieser Expertise hätte es besser wissen und es besser machen sollen.«
Die für Justiz und Verbraucherschutz zuständige EU-Kommissarin Věra Jourová begrüßte in einem Tweet die Entscheidung des ICO: »Gut zu sehen, dass die Durchsetzung funktioniert.« Der Fall zeige aber auch, warum die Europäische Datenschutzgrundverordnung angemessenere Geldbußen einführt habe, die dann auch als Abschreckungsmittel dienen könnten.
Bei dem Datenskandal hatte der Entwickler einer Umfrage-App vor mehr als vier Jahren Informationen von Facebook-Nutzern unrechtmäßig an die Firma Cambridge Analytica weitergereicht, die später unter anderem für das Wahlkampfteam von US-Präsident Donald Trump arbeitete. Dabei ging es nicht nur um die Daten der rund 300.000 Umfrage-Teilnehmer, sondern auch um die ihrer Facebook-Freunde. Der Daten-Zugriff für App-Entwickler ließ diesen breiten Einzug von Informationen von 2007 bis 2014 zu. Cambridge Analytica hat inzwischen den Geschäftsbetrieb eingestellt.