Kassette, Vinyl und Polaroid

Das Geschäft mit den Retro-Nischen

2. September 2019, 10:21 Uhr | Stephanie Jarnig

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Größere Player ziehen mit

Die Nachfrage käme vor allem von Bands, Labels oder Großkunden, »meist nach kleinerer Stückzahl, manchmal aber auch nach mehreren Tausend Einheiten«, sagt Kohlhase. Die Kunden liefern ihre Stücke als digitale Dateien. »Diese werden auf professionellen Kopiermaschinen direkt auf großen Tonbandrollen kopiert bevor das Tonband dann in die Kassetten gespult wird.« Das garantiere eine wesentlich bessere Klangqualität als das Kopieren des Tonbands auf Kassetten.

Das Unternehmen ist kein Einzelfall. Auch größere Player haben den Trend erkannt und entsprechende Produkte ins Angebot genommen. Die Modekette Urban Outfitters etwa, die vor allem eine junge Zielgruppe im Blick hat, verkauft in ihrem Online-Shop Walkmen, Eminem-Kassetten oder Polaroidkameras. Das chinesische Start-up Ninm sammelt derzeit Geld für die Entwicklung eines tragbaren Kassetten-Players mit neuester Bluetooth-Technik. Auf der Seite des Unternehmens wird auch eine Sofortbildkamera angeboten im Design analoger Spiegelreflex-Kameras.

Denn der Retro-Trend bei Multimedia-Produkten erstreckt sich auch auf die Fotografie. Im vergangenen Jahr seien in Deutschland 460 Millionen Sofortbildkameras verkauft worden, teilt der Photoindustrie-Verband auf Anfrage mit - mehr als vier Mal so viel wie noch 2014. »Die Generation Z, die einen großen Anteil an der Käufergruppe von Sofortbildkameras stellt, reizt diese neue Erfahrung«, sagt eine Sprecherin. »Und natürlich können sich auch viele Nostalgiker für die Neuauflage des Sofortbildes begeistern.«

Dabei gibt es auch ungewöhnliche Wendungen. So werden die Sofortbildkameras unter dem Traditionsnamen Polaroid inzwischen von einer Firma gebaut, die ursprünglich als Fanprojekt begann. Das »Impossible Project« formierte sich in den Niederlanden, nachdem Polaroid die Schließung der dortigen Film-Fabrik angekündigt hatte - mit dem Ziel, die Produktion aufrechtzuerhalten. 2016 brachte Impossible dann eine eigene neuentwickelte Sofortbildkamera auf den Markt. Im Jahr darauf kaufte der Haupt-Anteilseigner vom Impossible die Marke Polaroid samt des Lizenzgeschäfts.


  1. Das Geschäft mit den Retro-Nischen
  2. Größere Player ziehen mit
  3. Moderne Versionen alter Spielekonsolen

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