So richtig nachvollziehbar wird die Freude der BSA über das verbleibende »dreckige« Viertel an nicht lizenzierter Software in Deutschland erst, wenn man die Zahlen anderer Länder und Regionen betrachtet. Besonders stark verbreitet ist die Nutzung von Raubkopien und unlizenzierter Software derzeit in Schwellenländern und Wachstumsmärkten. »Dort sind mittlerweile drei Viertel aller unlizenzierten Programme im Einsatz«, so Thomas Buchholz, Chair des BSA Committee in Deutschland.
In der Region Asien/Pazifik sind beispielsweise 62 Prozent der genutzten Programme nicht lizenziert. So bringt es etwa China bei 3,1 Milliarden Dollar bezahlten Lizenzgebühren auf satte 8,8 Milliarden Dollar nicht bezahlter Softwarelizenzen. Eine eklatante Lücke zwischen legaler und nicht legaler Nutzung, die sich zudem stetig ausweitet. Welchen Anteil davon alleine Microsofts Betriebssystem a.D. Windows XP und die Office-Pakete stellen, wurde im Rahmen der Studie leider nicht erfasst.
Aber auch Amerika, das mit einer Quote von nur 19 Prozent den geringsten Anteil unlizenzierter Software weltweit aufweist, taugt dennoch nicht uneingeschränkt für Jubelmeldungen. Denn durch die höhere Technisierung ist in den USA auch mehr Software im Einsatz als andernorts, weshalb die Vereinigten Staaten mit elf Milliarden US-Dollar verpasstem Software-Umsatz gleichzeitig das Schadensranking anführen. Weltweit gingen der Branche laut BSA 2013 insgesamt 62,7 Milliarden Dollar durch unlizenziert genutzte Software verloren.
Insofern sind die auf den ersten Blick nach wie vor schockierenden Werte aus Deutschland tatsächlich eines der positiven Highlights für die BSA. Noch dazu ist es hierzulande weit seltener als in anderen Ländern absichtliche und gesellschaftlich akzeptierte Piraterie, die zur unlizenzierten Softwarenutzung führt. Wie in vielen anderen westlichen Industrieländern auch, fehlt vielen Unternehmen schlichtweg ein ordentliches und Revisionssicheres Lizenz- und Software-Asset-Management (SAM). Hier könnten allerdings auch die Hersteller der BSA selbst sicherlich noch einiges nachbessern und für kleinere Unternehmen besser verständlichere und leichter umzusetzende Lizenzprogramme aufsetzen. So lässt sich die Quote bis 2020 vielleicht sogar auf unter 20 Prozent drücken.