Denn für die Griechen geht es nicht nur darum, ob sie ihre iPhones mit den neuesten Mobilegames bestücken können. Oft setzen die digitalen Einschränkungen ganze Existenzen – auch wirtschaftliche – aufs Spiel. Beispiel Cloud-Dienste: iCloud oder Dropbox reduzierten vielen Griechen in der vergangenen Woche Speicherplatz und Bandbreite, weil die fälligen Monatsraten für den Abo-Dienst nicht mehr überwiesen wurden. Bedrohlich, wenn dort unternehmenskritische Daten lagern. Zwar hatte Apple ein Einsehen und griechischen Abonnenten einen zusätzlichen Monat für sein Cloud-Produkt kostenlos geschenkt, jedoch ist das Problem vielmehr aufgeschoben als aufgehoben, schließlich werden die Probleme nicht in den kommenden 30 Tagen gelöst.
Dafür erscheint für viele Griechen in diesen Tagen ein anderes digitales Produkt als eine Möglichkeit, ihr Kapital von der Krise im Land abkoppeln und ohne Wertverlust konservieren zu können: der Bitcoin. Unabhängig von regulatorischen Instanzen können sie nicht gesperrt oder konfisziert werden. Der Bitcoin gibt flüssigen Hellenen die Möglichkeit zur Kapitalflucht, ohne Strafen fürchten zu müssen. In keinem anderen Land gibt es aktuell so viele neue Bitcoin-Besitzer wie in Griechenland. Der Umsatz mit dem Krypto-Geld im Land hat sich vervielfacht, die Google-Suchanfragen zum Thema sind bei den Griechen in die Höhe geschnellt.
Doch so wenig der Bitcoin von außen reguliert werden kann, so starke Einschränkungen bringt das rein digitale Dasein der Währung mit sich: In Griechenland existiert nur ein Bitcoin-Geldautomat, der den schnellen Tausch von Bitcoins in harte Euro erlaubt. Auch sonst sind die Zahlmöglichkeiten mehr als eingeschränkt. So gut wie kein stationäres Geschäft akzeptiert die digitalen Münzen als Zahlungsmittel. Selbst bei Online-Shops ist die Zahl der Akzeptanzstellen gering. Auch deshalb mag der Bitcoin zwar ein Mittel sein, um das eigene Kapital abzusichern, ein vollwertiger Ersatz für den Euro ist er keinesfalls. So weit ist die Verflechtung zwischen digitaler und analoger Welt dann doch noch nicht fortgeschritten.