Auferstehung 2.0

Die Nacht der Big Data-Zombies

7. Februar 2014, 12:44 Uhr | Stefan Adelmann
Big Data könnte bald die Toten zumindest zu digitalem Leben erwecken. (Foto: Fotolia / James Thew)

Mit Eterni.me preschen US-Wissenschaftler endlich in einen komplett technisch-unerschlossenen Bereich des Lebens: den Tod.

Big Data ist für Sie nur IT-Gestammel? Es fehlt Ihnen an konkreten Anwendungsszenarien für all diesen Firlefanz aus irgendeiner Wolke? Mit Eterni.me preschen US-Wissenschaftler endlich in einen komplett technisch-unerschlossenen Bereich des Lebens: den Tod. Der Smartphone-Markt ist abgegrast, das PC-Geschäft schippert in unterirdischen Verkaufszahlen und die Trends der Zukunft liegen, ja, genau, in der Zukunft. Daher gilt es eben, neue Zielgruppen zu erschließen. Wenn es sein muss, auch übers Grab hinaus. Klingt makaber? Ist es auch.

Eterni.me durchforstet post-mortem (fast) alle Netz-Aktivitäten eines verblichenen Users. Skype, Facebook, Chats, Postfach. Nichts ist vor den Dr. Frankensteins der Online-Welt sicher und selbst NSA-Schnüffelnasen können noch einiges über die pietätlose Überschreitung jeglicher Persönlichkeitsgrenzen lernen. Grusel-Big Data in vollem Einsatz und ohne Sicherheitsbedenken.

Trotz aller Internet-Erfahrungen geht es aber nicht darum, »Das haben sie kürzlich auf Amazon angesehen«-Mails in Jenseits zu verschicken oder den Vertrieb von WiFi-fähigen Luxussärgen über virales Marketing anzukurbeln. Das Online-Angebot erschafft einen virtuellen Avatar des Users, bestehend aus seinem verbalen Umgangston, seinen Ansichten sowie der Gesamtheit seines vernetzten Wesens und stellt diesen für ein lockeres transmortales Tête-à-Tête bereit. Also Vorsicht liebe Foren-Flamer und Kommentar-Quengler: Das Internet vergisst nie!

Eterni.me ist aber selbstverständlich nur die Spitze der IT-Exhumierung. Stellen wir uns vor, was ein Datengräber wie Google mit all dem Wissen ohne angefügte Persönlichkeitsrechte anstellen könnte. Immerhin hat das Unternehmen erst kürzlich mit vollen Händen in die Robotik-Industrie investiert. Da dauert es nicht mehr lange, bis wir die erste Auferstehung in Metall und Kabel feiern können.


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