Interview mit SAPs Business ByDesign-Chef Rainer Zinow

»Die Partner haben den Marktzugang«

16. Dezember 2014, 14:29 Uhr | Werner Fritsch

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Datensicherheit nach der NSA-Affäre

CRN: Es gibt juristische Einschränkungen: zuweilen müssen Daten in Deutschland bleiben.

Zinow: Der Kunden das Rechenzentrum aussuchen. Das größte haben wir in St. Leon-Rot. Das ist vor allem für die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften wichtig. Ansonsten gibt es eine europäische Datenschutzverordnung und entsprechende Richtlinien. Mein größter Kunde ist im Moment die australische Regierung. Die hätte ihre Daten in den USA lagern können, was wegen der schnellen Glasfaserverbindung über den Pazifik von Vorteil gewesen wäre. Aber sie hat sich für Deutschland entschieden, weil die deutsche Datenschutzrichtlinie erheblich restriktiver ist als die amerikanische und die australische.

CRN: Unterliegt ein Unternehmen, das in den USA börsennotiert ist, nicht dem Patriot Act?

Zinow: Ja. Und jeder Dorfrichter kann Zugriff auf die Daten anordnen. Das ist für meine kanadischen Kunden zumindest ein gefühltes Problem. Zum Beispiel ist das Canadian Tourism Board ein ByDesign-Kunde, der seine Anwendung in St. Leon-Rot betreiben lässt. Deutschland, die USA und Kanada haben untereinander Rechtshilfe-Abkommen. Dem unterliegen wir natürlich auch. Das ist so, wie wenn in Deutschland jemand Steuern hinterzieht. Aber dieser Weg ist juristisch präziser gefasst als die Regelung zum Patriot Act und ist völlig transparent.

CRN: Gibt es bei den Unternehmen nicht auch Bedenken im Hinblick auf Wirtschaftsspionage, die möglicherweise unter dem Deckmantel des Patriot Act betrieben werden könnte?

Zinow: Solche Bedenken gibt es. Wir haben keine Hinweise darauf, aber nach den Snowden-Enthüllungen wollen wir auch nichts mehr ausschließen. Wir arbeiten eng mit der Europäischen Kommission zusammen. Dort habe ich gesagt, dass der europäische Datenschutz im Ausland als Wettbewerbsvorteil gesehen wird. Ähnlich wie in Kanada denken auch die Unternehmen in Lateinamerika und in Asien: Ihr macht es richtig! Im Moment, scheint mir, schießen wir etwas über das Ziel hinaus. Die europäische Datenschutzrichtlinie fordert ja auch, dass der Kunde jeglichen Support aus Europa heraus geleistet bekommt. Dafür setzen sich vor allem Telekommunikationsanbieter ein. Meine besten Experten zum Thema Rechnungswesen sitzen jedoch in Indien. Ich habe jetzt eine eigene Gruppe in Galway in Irland aufgebaut für Kunden, die das so wünschen.


  1. »Die Partner haben den Marktzugang«
  2. Datensicherheit nach der NSA-Affäre
  3. Vertrieb vorwiegend über den Channel
  4. Zusätzliche Einnahmen durch Beratung und Add-ons

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