Das dringend nötige Wachstumskapital ist jedoch nur ein Faktor, um die Start-up-Wüste Deutschland zum Blühen zu bringen. Damit überhaupt erst einmal etwas keimt, gilt es viel früher anzufangen. Schon in den Schulen und später in den Universitäten gibt es anscheinend noch reichlich Nachholbedarf in Sachen Gründergeist, wie eine aktuelle Bitkom-Analyse zeigt. Danach würden zwei Drittel (64 Prozent) von über 500 befragten Lehrern ihren Schülern von einer Start-up-Gründung abraten. Gerade einmal jeder vierte Lehrer (24 Prozent) würde eine Gründung empfehlen. Noch bedenklicher ist der Stellenwert der Informationstechnologie in deutschen Schulen. In der Umfrage hält jeder dritte Lehrer IT-Kenntnisse bei Schulabgängern für nicht wichtig.
Nicht nur für die Digitalwirtschaft ist dieses Ergebnis besorgniserregend, sondern für den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland. »Schule muss unternehmerisches Denken vermitteln, wenn wir es in Deutschland mit einer Gründungskultur ernst meinen. Und Schule muss Raum für Kreativität schaffen und Wege zeigen, Probleme und Herausforderungen unternehmerisch anzugehen«, fordert Bitkom-Geschäftsleiter Niklas Veltkamp. Gründungswettbewerbe und Planspiele sollten die Arbeit der Schule an dieser Stelle ergänzen, starre Lehrpläne müssten gelockert werden. »Eine Start-up-Kultur hängt nicht nur von Lehrplänen ab, die Lehrer müssen diese auch engagiert vermitteln. Daran hapert es derzeit ganz offensichtlich.« Zudem fehle es Schulen an Vorbildern aus der Start-up-Szene, deshalb müsse der Austausch mit Gründern gefördert werden.
Eine gute Gelegenheit dafür hätte die diesjährige CeBIT geboten. Nicht nur in Halle 11, auch auf den Ständen vieler großer IT-Player wie IBM waren dieses Jahr so viele Start-ups vertreten wie nie zuvor. Sie sind der beste Beweis dafür, wie viel Start-up-Potenzial in Deutschland schlummert, das nur entdeckt und gefördert werden muss.