Köln verdrängt Leipzig als führende Spiele-Messe

Duell der Gaming-Giganten

18. August 2009, 8:43 Uhr | Joachim Gartz

Köln will in diesem Jahr mit der neuen Spiele-Messe »Gamescom«, die vom 19. bis zum 23. August in der Domstadt veranstaltet wird, Leipzig als Nabel der Gaming-Welt ablösen. Die Leipziger haben ihre bisher sehr erfolgreiche »Games Convention« wegen der Konkurrenz aus dem Rheinland jedoch nicht komplett eingestellt, sondern werden stattdessen künftig den Fokus ausschließlich auf Online-Spiele legen.

Die Messe Leipzig konnte mit der Games Convention, die im Jahr 2002 erstmalig veranstaltet wurde, eine kontinuierlich wachsende Anzahl von Ausstellern und Besuchern verzeichnen. Doch nun sehen sich die Veranstalter gezwungen, dem Druck des Branchenverbandes BIU (Bun-desverband für interaktive Unterhaltungssoftware) nachzugeben, der Köln als Standort gegenüber Leipzig vorzieht. Vom 31. Juli bis 2. August waren in Leipzig ausschließlich Browser-, Client- und Mobile Games zu sehen. Die »GC Online« will mit ihrer Konzentration auf Online Gaming einer direkten Konfrontation mit der Kölner Gamescom aus dem Weg gehen und sowohl Fachpublikum, als auch Gamer ansprechen.

Die Gamescom wurde nach dem Ende der Games Convention 2008 als offizielle »europäische Leitmesse für die Spiele-Industrie« vom Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) ausgerufen. Zahlreiche Spiele-Hersteller wie die Branchengrößen Electronic Arts und Ubisoft gaben kurz darauf ihre Unterstützung für die Gamescom und ein Fernbleiben von einer möglichen Games Convention 2009 bekannt. Rückenwind für ihr aus der Not geborenes Konzept erhalten die Leipziger durch eine aktuelle Bitkom-Studie, derzufolge Online-Computerspiele bei den 14- bis 29-Jährigen besonders beliebt sind. Mit 45 Prozent nutzt fast jeder Zweite in dieser Altersgruppe die im Internet angebotenen Spiele. Fast 10,3 Millionen Bundesbürger über 14 Jahren haben demnach schon einmal online gespielt. Dies entspricht einem Anteil von 14 Prozent.

»Online-Spiele sind längst kein Nischenmarkt mehr, sondern aus der heutigen Video- und Computerspiel-Landschaft nicht mehr wegzudenken«, so Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Besonders beliebt sind Denk- und Strategiespiele, die von knapp der Hälfte der Online-Spieler ausgewählt werden. Von jedem Vierten (24 Prozent) werden so genannte »Casual Games«, Spiele mit leicht zu erlernenden Regeln für die kurze Ablenkung wie Sudokus, Kreuzworträtsel oder Wissensspiele, gespielt: »Der Großteil der Online-Gamer hat mit Actionspielen nichts am Hut, sondern bevorzugt Denkspiele«, so Rohleder. Überdurchschnittlich hoch ist zudem der Anteil der Online-Spieler bei Menschen mit höherem Bildungsabschluss. Bei den Abiturienten und Hochschulabsolventen sind es 17 Prozent.

Trotz der massiv zunehmenden Verbreitung von Online-Spielen hat die Messe Leipzig bei der Premiere der Games Convention Online ihr selbst gestecktes Ziel, 50.000 Besucher anzulocken, jedoch nicht ganz erreicht. Es kamen im Endeffekt nur 43.000 Spielefans und Fachbesucher sowie 74 Aussteller aus acht Ländern nach Leipzig. Messechef Wolfgang Marzin gibt sich bezüglich der Zukunft der Online-Messe trotzdem optimistisch: »Alle Zeichen für die Games Convention Online 2010 stehen auf Wachstum.«

In Leipzig wurden rund 150 Spiele gezeigt, darunter 50 Welt- und Europapremieren. Die vielfach in Kostümen aus ihren Lieblings-Spielen ausstaffierten Gamer hatten ausgiebig Gelegenheit, Neuheiten zu testen. Nach Messeangaben haben 90 Prozent der Aussteller angegeben, sie wollten 2010 wieder nach Leipzig kommen. Bei den Besuchern waren es 86 Prozent.


  1. Duell der Gaming-Giganten
  2. Absatzdesaster im ersten Halbjahr 2009
  3. Erholung der Spiele-Branche in Sicht

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