Trelement, das Hüttendorf auf Halle 1? Im Schneesturm suche ich das Trelement, in dem ich zum Interview mit HP-Chefin Bärbel Schmidt verabredet bin. HP belegt gleich ein ganzes Trelement-Viertel. Dafür residiert IBM-Mittelstandschef Stefan Bürkli in Halle 4 in einem Vorstandsbüro mit massivem Eichenschreibtisch und Ledergarnitur. 2002 dürfte das gewesen sein. Es ist ein höchst interessantes Interview. Im Trelement feiern die Distributoren CHS, Karma und COS schon ihre Übernahme, die dann doch nicht zustande kommt. Ein Jahr später gibt es Karma und CHS nicht mehr. 2000 sperrt die CEBIT die Distributoren aus: Messegelände voll, Distribution und Kooperationen nicht mehr Kernzielgruppe! Um sie dann 2002 im Planet Reseller zurückzuholen. Eine fulminante Erfolgsgeschichte – übrigens in Kooperation mit der CRN. Das ist damals ein völlig neuartiges Messekonzept.
2018 fahre ich im Juni nach Hannover. Die CEBIT wartet mit einem völlig neuartigen Messekonzept auf. Man adressiert junges Publikum, Consumer, möchte Festival sein. Noch einmal taucht die Vergangenheit auf. Verschwommen sehe ich einen erbosten Logitech-Chef Markus Lange Ende der 90er Jahre vor mir. Er wedelt mit einem Blatt Papier, die Messe hat ihm eine Abmahnung zugestellt, weil Logitech Lenkräder und anderes Gaming-Zubehör ausstellt: Consumer sind nicht Kernzielgruppe der Messe. Das ist lange her. »Opa erzählt vom Krieg«, denke ich, schiebe den Gedanken schnell beiseite.
Im Juni ist es auf der CEBIT ganz anders als all die Jahre zuvor. Viele Hallen stehen leer, dafür ist auf dem Freigelände ein kleiner Rummel aufgebaut. Warum es den Planet Reseller nicht mehr so richtig gibt, warum der Marktplatz jetzt eine Selbstbedienungsrestauration ist, erschließt sich mir nicht wirklich. Anderen Besuchern geht es wohl ähnlich.
Meine Kollegen von Freyraum und ich ziehen dennoch ein erfolgreiches Fazit des diesjährigen CEBIT-Besuchs: Wir haben viele Menschen aus unserem Netzwerk getroffen und konstruktive Gespräche geführt. Wir würden Monate brauchen und tausende Kilometer durch die Republik reisen müssen, gäbe es die CEBIT nicht. Aber: »Meine CEBIT« ist sie nicht mehr. Wir sind nach eineinhalb Jahren Funkstille ein wenig nervös gewesen, haben uns kritisch beäugt. »Es könnte ja doch wieder etwas werden mit uns«, haben wir wohl gehofft.
Vielleicht können wir ja einfach Freunde bleiben.