Um zu vermeiden, dass Nutzer satirische Beiträge für bare Münze nehmen, testet Facebook jetzt die Möglichkeit, solche Beiträge automatisch entsprechend zu kennzeichnen. Wie die CRN weiß, wird das allerdings auch nicht viel helfen.
Immer wieder schaffen es Spaß- oder Falschmeldungen über das Internet, weltweit tausende Leser in die Irre zu führen. Ein gutes Beispiel dafür hat erst jüngst wieder der Postillon geliefert: Ein erfundener Beitrag über einen Kneipenwirt, der seinen Gästen vor dem WM-Spiel gegen Brasilien für jedes deutsche Tor einen Schnaps gratis versprochen haben soll, schaffte es sogar bis ins russische Staatsfernsehen. Das Ergebnis von 7:1 soll den Wirt finanziell ruiniert haben, so der Artikel. Ohne jede Skepsis übernahmen die russischen TV-Journalisten sogar die verrücktesten Details, wie dass nach dem Spiel über 60 Personen aus der Kneipe mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Dass dies bei weitem kein Einzelfall ist, beweisen Seiten wie literallyunbelievable.org, die sich ausschließlich über ernsthafte Reaktionen auf Satire-Artikel in Sozialen Netzwerken speisen, und damit wieder einen ganz eigenen Unterhaltungswert haben.
Jetzt will Facebook dem bunten Treiben allerdings Einhalt gebieten und für alle Nutzer klar ersichtlich machen, wo die Grenze zwischen Spaß und Ernst verläuft. Dazu wird derzeit ein »[Satire]«-Tag getestet, der automatisch vor entsprechende Posts gestellt wird, wenn diese weiterverbreitet werden. Vorerst gibt es die Funktion nur in den USA, wo sie bislang hauptsächlich Meldungen des Postillon-Vorbilds »The Onion« trifft. Offenbar hält Facebook viele seiner Nutzer nicht für intelligent genug alleine darauf zu kommen, dass Meldungen wie »Freizeitpark eröffnet 15.000 Kilometer lange Achterbahn« oder »200 Meter großer wütender Bin Laden steigt aus dem Meer empor« es nicht wert sind, die eigene Contenance samt Blutdruck damit unkontrolliert durch die Decke schießen zu lassen. Bei der gewaltigen Menge gesammelter Daten über die eigenen Nutzer ist davon auszugehen, dass Facebook seine Nutzer richtig einschätzt.
Allerdings ist selbst mit einer entsprechenden Kennzeichnung und im Durchschnitt weitaus höher gebildeten Lesern nicht immer garantiert, dass diese satirische Ausschweifungen von Fakten unterscheiden können. Diese Erfahrung hat die CRN-Redaktion Facebook offenbar voraus. Immer wieder erreichen uns bitterböse Emails, was für hanebüchene Ideen wir auf Seite 3 unseres Heftes verbreiten, wenn wir dort beispielsweise die Arbeit der NSA zur Verbesserung der deutschen Informationspolitik herausheben. Dabei würde es meist reichen, einfach das Wort »Kopfnuss« vor dem Artikel mitzulesen um erahnen zu können, dass es sich hier nicht um einen technischen Fachbeitrag handelt. Andererseit wäre diese Rubrik für uns selbst nur noch halb so lustig, wenn das wirklich jedem gelingen würde.