Software statt Smartphone

Facebook kapert den Android-Homescreen

8. April 2013, 11:04 Uhr | Folker Lück
Facebook pur: Die neue Zuckerberg-Software kapert den Startbildschirm von Android-Geräten vollständig. (Foto: Facebook)

Facebook bringt kein eigenes Smartphone auf den Markt, sondern nistet sich stattdessen mittels Software auf dem Startbildschirm von Android-Smartphones ein.

Für das Wohlergehen der seit Mai 2012 gehandelten Facebook-Aktie tut Firmengründer Mark Zuckerberg fast alles. Das Börsenpapier seines Social-Media Imperiums war deutlich unter den Erwartungen gestartet – auch deshalb, weil Analysten dem Konzern eine fehlende Mobility-Strategie vorwarfen. Während immer mehr Menschen mit Smartphones und Tablets das Web nutzen, war Facebook vorrangig auf die Verwendung mittels PC ausgerichtet.

Seitdem kursierten immer wieder Brachengerüchte, Facebook werde auf die Mobility-Kritik mit eigenen Mobiltelefonen reagieren, was Firmengründer Zuckerberg jedoch stets dementierte. Statt sich in das riskante Hardware-Geschäft zu stürzen, kapern die sozialen Netzwerker jetzt die Oberfläche von Android-Smartphones.

Während sich Apple, Blackberry und Microsoft Änderungen an ihren mobilen Betriebssystemen verbitten, war das Android-System aus dem Hause Google schon immer offen für herstellerspezifische Änderungen. So sieht die Android-Oberfläche eines Sony-Smartphones anders aus als bei einem Gerät von Samsung oder ZTE.

Die Offenheit der Plattform macht sich jetzt auch Social Media-Konzern von Zuckerberg zunutze. Und wer Facebook kennt, der weiß, dass sich der Konzern nicht mit halben Sachen abgibt. Deshalb sorgt die derzeit nur in den USA erhältliche »Home«-App für ganz massive Änderungen auf dem Mobiltelefon: So ersetzt der Launcher den vorherigen Startbildschirm auf dem Smartphone mit den Updates der Facebook-Kontakte. Nach dem Einschalten des Handys wird man direkt mit aktuellen Bildern und Beiträgen der Facebook-Freunde versorgt. Durch doppeltes Tippen auf den Bildschirm kann man die neuen Botschaften gleich mit einem »Like« versehen oder kommentieren.

Von anderen Dingen soll der »facebookisierte« Nutzer hingegen nicht mehr abgelenkt werden. So ist eine Übersicht der zuvor installierten Apps auf Anhieb nicht mehr sichtbar. Erst durch Halten und Ziehen des eigenen Profilbilds am unteren Rand gelingt der Zugriff. Und selbst dann sind zunächst nur die eigenen Favoriten da – um alle Apps zu sehen, ist weiteres Wischen nötig. Auch die Statusleiste mit Benachrichtigungen und Infos etwa zu WLAN und Akkustand lässt die Facebook-Software erst einmal verschwinden. Vorher ständig präsente Infos bekommt man erst beim Start der jeweiligen App zu sehen.

Mehr Facebook für den Börsenkurs

Facebook verspricht den Nutzern mit der allmächtigen Software eine Vereinfachung der Kommunikation. Tatsächlich kommt die ständige Facebook-Präsenz aber nicht nur dem Nutzer zugute: Wer die Software installiert, wird mit seinem Smartphone zwangsläufig mehr Zeit mit Facebook verbringen. Und natürlich auch Werbung ansehen. Genau das ist das Ziel: Während der durchschnittliche Smartphone-Besitzer bislang etwa 20 Prozent der Nutzungszeit bei Facebook verplempert, könnte dieser Wert mit Hilfe der »Home«-App kräftig steigen. So will Facebook – wie von Analysten und Börsianern gefordert - das Mobility-Geschäft stärken: Derzeit kommen bei dem sozialen Netzwerk nur etwa 23 Prozent der Anzeigenerlöse aus der mobilen Nutzung.

»Facebook Home« wird vorerst nur für wenige Geräte im Google Play Store verfügbar sein. Konkret genannten wurden HTC One X, One X+, Samsung Galaxy S III und das Galaxy Note II. Später soll auch das HTC One und Samsung S4 unterstützt werden. Versionen für weitere Smartphone und Tablet-Modelle folgen mittelfristig. Mit dem Modell »HTC First« präsentierte der Social Media-Konzern das erste Smartphone mit vorinstallierter »Home«-Oberfläche. Das 100-Dollar-Gerät gibt es zunächst nur bei AT&T in den USA, später soll es auch europäischen Providern erhältlich sein. Ein konkreter Liefertermin wurde nicht genannt.


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