Beispiele aus der Geschichte der Menscheit zeigen: Von der digitalen Kommunikation hätten damalige Verweigerer nur profitieren können.
Digitalkommissar Günther Oettinger sorgte jüngst mit einer Rede für Aufsehen, die mit allerlei an den Haaren herbeigezogenen Vergleichen für Aufsehen sorgte. Besonders skurril: Oettinger behauptete, der französische Kaiser Napoleon Bonaparte habe nicht viel von digitaler Kommunikation und Dienstleistungen gewusst. »Seine Kommunikation war die Brieftaube«, stigmatisierte Oettinger den Verweigerer der digitalen Revolution aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts.
Das die Verweigerung der digitalen Kommunikation zum Tode führen kann, zeigt auch ein Beispiel aus dem Jahre 490 v. Chr.: Der Legende nach lief ein athenischer Läufer nach der Schlacht von Marathon die knapp über 40 Kilometer lange Strecke nach Athen, um sterbend den Sieg über die Perser zu verkünden. Und der Ritter Roland konnte laut der Überlieferung im gleichnamigen Lied per Olifanten-Push-Nachricht aus einem Hinterhalt das fränkische Heer Karls des Großen zur Hilfe rufen. Auch wenn für ihn die Rettung zu spät kam, die ersten Formen der digitalen Kommunikation waren bereits da – obwohl die Nachrichten per Signalhorn und Trompete zumeist noch unverschlüsselt waren.
Denn die Sicherheit spielte auch damals eine wichtige Rolle. Das zeigt die Geschichte von Odysseus und dem trojanischen Pferd. Damals öffneten die Bewohner ebenso leichtsinnig ihre Stadttore für das Holzpferd der Griechen, wie heutige Zeitgenossen die Anhänge ihrer E-Mails. Das Ergebnis ist fast identisch: Die Geldkasse ist geplündert und der Computer zerstört – manchmal sogar beides. Da wundert es nicht, dass so mancher bei seinen Brieftauben bleibt. Doch Brieftaubenfreund Napoleon hätte von der digitalen Kommunikation durchaus profitieren können.
Auf Twitter und Facebook hätte der französische Kaiser anhand der Fotos und Selfies preußischer Soldaten direkt gesehen, dass diese bei Ligny nicht vernichtend geschlagen wurden und ihren französischen Verfolgern entkommen waren. Vielleicht hätte ihm auch sein Marschall Grouchy eine elektronische Depesche geschrieben, in der dieser warnt, dass die Preußen dabei sind, Wellington in Waterloo zur Hilfe eilen. Napoleons Schicksal hätte ein ganz anderes Ende genommen – hätte er etwas von digitaler Kommunikation gewusst.