CRN-Kopfnuss

Gefährliche Geständnisse

16. Januar 2015, 11:16 Uhr |
© Fotolia.com, Kurhan

Kleinkram auszublenden und wirklich wichtige Dinge in den Fokus zu nehmen, kann weitreichende Folgen haben.

Es gibt menschliche Dinge, die man immer schon mal wissen wollte, aber nie zu fragen gewagt hat, wie zumindest Woody-Allen-Fans bekannt ist. Es gibt jedoch auch Antworten, die man eigentlich gar nicht haben wollte, die aber dann doch beträchtliches Potenzial entfalten können. So hat Facebook-Chef Mark Zuckerberg Ende letzten Jahres die Welt über die Gründe seines Habits in Kenntnis gesetzt – vielleicht aber auch nur die Aussage verbreitet, die die Welt nun für zutreffend halten soll. Jedenfalls teilte er mit, warum er fast jeden Tag ein graues T-Shirt in identischer Machart trage. Er wolle so wenige Entscheidungen wie möglich treffen, um sich voll und ganz darauf konzentrieren zu können, der Community bestmöglich zu dienen. Nicht etwa, weil er halt ein Nerd oder farbenblind sei, wie vielleicht manche denken. Unabhängig von der Motivation steckt in diesem Bekenntnis jedoch mehr als nur ein Körnchen Wahrheit.

US-Präsident Barack Obama hat nämlich ein ähnliches Geständnis abgelegt wie sein Landsmann aus der Geschäftswelt: Er begrenze seine Wahlmöglichkeiten bei Kleidung und Essen, um darauf keine Energie verschwenden zu müssen. So trage er immer graue oder blaue Anzüge. Bis auf einmal, wie sich aufmerksame Beobachter erinnern: Als er sich bei einem öffentlichen Anlass in einem beigen Anzug zeigte, zog er prompt Schelte auf sich.

Tatsächlich haben psychologische Studien gezeigt, dass unser in der Steinzeit geprägtes Gehirn schon mit den Auswahlmöglichkeiten eines mittleren Supermarkts überfordert ist. Stress und Unbehagen sind die Folge. Die Fachleute sprechen von Entscheidungsüberlastung. Psychologisch gesehen geht es darum, den Kleinkram auszublenden, um die wirklich wichtigen Dinge im Fokus zu haben.

Wenn sich diese Erkenntnis jedoch verbreiten und entsprechende Verhaltensweisen zu einem Massenphänomen werden sollten, wären die Folgen unabsehbar. Was würde aus den vielen Like-Clicks, die Zuckerberg für sich in viele Dollars verwandelt, wenn sich die Leute ihre Energien für wichtigere Zwecke aufsparen? Dass die Community Zuckerbergs Statement mal nicht in den falschen Hals bekommt! Noch schlimmer: Was würde aus der High-Tech-Branche, wenn es die Menschen ablehnen würden, sich eingehend mit der Funktionsweise ihrer Geräte zu beschäftigen? Nicht auszumalen! Auch Smartphones sind nur dann leicht zu bedienen, wenn dies mühsam erlernt wurde.


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