Konzerne wie IBM, Oracle und SAP haben durch Akquisitionen eine scheinbar übermächtige Stellung im Markt für Business Intelligence (BI) eingenommen. Sie drücken jetzt Nischen-Anbieter an die Wand, könnte man erwarten. Die Analysten von IDC sehen das jedoch anders. Ihnen zufolge besitzen kleinere Anbieter gerade jetzt gute Chancen, Systeme der Großen bei Kunden abzulösen.
Die Konsolidierung im Markt für Business Intelligence fand 2007 wohl ihren Höhepunkt, schätzen die Marktforscher von IDC. Den Kaufreigen eröffnete Oracle im Frühjahr mit einem Angebot von rund 3,3 Milliarden Dollar für Hyperion. Die Übernahme ist inzwischen längst vollzogen. Hyperion selbst war in den vergangenen Jahren auch nicht untätig gewesen und hatte unter anderem Appsource, Alcar, Arbor, Brio, Decisioneering, IMRS, Pillar, Razza, Sapling, Sqribe und Upstream gekauft, um ein möglichst umfassendes Produktportfolio im Bereich Corporate Performance Management anbieten zu können.
SAPs Antwort ließ zwar etwas auf sich warten. Aber im Herbst bot der ERP-Marktführer dann doch 4,8 Milliarden Euro für einen der führenden BI-Spezialisten, Business Objects. Die eigene Kompetenz im BI-Bereich zu stärken war dabei genauso ein Motiv für die Akquisition wie der Zugang zu mehr als 40.000 Kunden, die Software von Business Objects einsetzen. Immerhin sind drei Viertel von ihnen bislang keine SAP-Anwender. Dafür gaben die Walldorfer ihre über viele Jahre verfolgte Strategie auf, einzig und allein auf organische Weise zu wachsen.
Im November kündigte schließlich IBM an, den kanadischen Anbieter Cognos für knapp fünf Milliarden Dollar zu übernehmen. Übrigens verschwanden 2007 auch einige kleinere Anbieter vom Markt wie Cartesis (gekauft von Business Objects) und Applix (Cognos). Bis auf SAS Institute sind somit alle großen BI-Anbieter nicht mehr unabhängig und werden derzeit in die Strukturen ihrer Mutterkonzerne eingegliedert. Die Integration bindet Management-Kapazität, sorgt für Verunsicherung in der Belegschaft sowie bei Kunden und Interessenten. Darüber freuen sich die verbleibenden Anbieter. Denn wenn die Konkurrenz mit sich selbst beschäftigt ist, bieten sich Gelegenheiten, potenzielle Kunden ungestört von den eigenen Produkten zu überzeugen.
So hat Microstrategy die Gunst der Stunde genutzt und kündigt ein License Replacement Programm für Kunden von Cognos und Business Objects an. Diese Anwender können ihre bestehenden Lizenzen kostengünstig oder sogar kostenlos in Microstrategy- Lizenzen tauschen. Adressaten sind Unternehmen, die verunsichert sind, wie der Support der von ihnen eingesetzten Produkte fortgeführt wird, welche Kosten ihnen dabei entstehen oder wie die Produktstrategie in Zukunft aussieht. Letztlich kann kein Kunde voraussehen, ob trotz gegenteiliger Behauptungennicht doch eine kostspielige Migration ansteht. Kommt dann noch eine gewisse Unzufriedenheit mit den eingesetzten Produkten hinzu oder die Angst, sich zu stark in die Abhängigkeit eines einzigen Software-Lieferanten zu begeben, stehen die Chancen für unabhängige Anbieter gut. Laut IDC besitzen sie gerade jetzt gute Aussichten, Ablösegeschäft zu betreiben.
Geschickt eingenistet in einer Nische zwischen den Software- Giganten hat sich nach Einschätzung von IDC der holländische BI-Anbieter New Frontiers. Mit IBM als Hardware-Lieferanten und Oracle als Software-Partner bieten die BI-Spezialisten vor allem SAP-Anwendern eine umfassende Management-Informations- Lösung an. Kunden erhalten mit Hilfe dieser Tools unter anderem Analysen aus Bereichen wie Vertrieb, Buchhaltung, Einkauf sowie detaillierte Umsatzanalysen, die mit Bordmitteln von SAP nur aufwändig zu erstellen wären.