Trotz Facebook-Partys und fleißig sozial kommunizierenden Mitarbeitern haben die meisten deutschen Politiker weniger Facebook-Freunde als beispielsweise der Kampfpanzer Leopard 2.
Zeig mir wen Du »likest« und ich sage Dir, wer Du bist. Likes auf Facebook gelten inzwischen als eine Art neue Währung. Wirtschaftsinformatiker der TU Darmstadt und der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz haben herausgefunden, dass Onlineshops mit Facebook-Empfehlungen eine um über 20 Prozent höhere Chance haben dass Besucher etwas kaufen als solche ohne Facebook-Freunde. Der Ticketing-Anbieter Eventbrite errechnet einen Wert für jeden Like von etwas über drei Euro durch zusätzlich generierten Umsatz.
Vom weltbekannten Großkonzern bis zum einsamen Narzissten im Hinterzimmer wird deshalb weltweit versucht, sich möglichst viele der virtuellen Gunstbeweise der Netzgemeinde zu erheischen. Einige Soziale Netzwerker kaufen sich sogar im Tausender-Pack die virtuellen Interessensbekundungen von Zombie-Accounts, oder setzen ihre Marketingabteilungen daran, um den eigenen »sozialen« Wert zu steigern.
Auch unsere Politiker versuchen immer wieder, sich den vermeintlichen virtuellen Zuspruch der Bevölkerung zu sichern. Einsame Spitzenreiterin ist Kanzlerin Angela Merkel, die es immerhin auf gut 470.000 Likes bringt. Auch das ist jedoch nur weniger als ein Prozent der Bevölkerung und rund ein Drittel von C-Prominenten wie Stefan Raabs ewigem Show-Praktikanten Elton. Noch wesentlich schlechter steht der Rest der politischen Elite des Landes dar: Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat beispielsweise nur 32.500 virtuelle Freunde, die deutschen Katzenfreunde über 200.000. Bundespräsident Joachim Gauck hat mit 14.000 sogar weniger Likes vorzuweisen, als der deutsche Kampfpanzer Leopard 2.
Durch solche Vergleiche wird deutlich, wie wenig diese politischen Likes wert sind und wie politikverdrossen die Deutschen wirklich sind. Historisch verbriefte Übeltäter und Despoten wie Fidel Castro (300.000) und Lenin (186.000) stehen laut Facebook deutlich besser da. Selbst das automatisch von Wikipedia generierte Profil »Adolf Hitler« hat knapp 150.000 Likes. Damit müssen wohl auch die digital ambitioniertesten Politiker einsehen, dass Likes selbst als Stimmungsbarometer für den Wahlkampf – hoffentlich – wertlos sind.