Ablösung erst 2019 geplant

Japanische Atomkraft mit Windows XP

28. April 2015, 9:17 Uhr | Lars Bube
TEPCO setzt weiterhin auf Windows XP (Foto: Microsoft)

Ein jetzt an die Öffentlichkeit gelangter Prüfbericht zeigt, mit welch gefährlichen Mitteln der japanische Energiekonzern TEPCO nach der Fukushima-Katastrophe zu sparen versucht: Das Unternehmen nutzt weiterhin fast 50.000 PCs mit Windows XP.

Seit ein Tsunami vor fast genau vier Jahren das japanische Atomkraftwerk Fukushima Daiichi schwer beschädigt hat, überprüfen Atomanlagenbetreiber und Staaten weltweit unter Hochdruck die Sicherheit ihrer nuklearen Anlagen. In Deutschland hat die Katastrophe sogar zu einer Kehrtwende bei den großen politischen Parteien und einem beschleunigten Ausstieg geführt. Nur in Japan selbst hat die Reaktorkatastrophe offenbar kaum tiefere Spuren hinterlassen. Das legt zumindest ein Prüfbericht der obersten Atomenergiebehörde aus dem vergangenen Jahr nahe, der jetzt von Medien an die Öffentlichkeit gebracht wurde. Darin stellen die Prüfer unter anderem fest, dass der Betreiber der japanischen Meiler, die Tokyo Electric Power Company (TEPCO), noch immer gut 48.000 PCs mit dem veralteten Betriebssystem Windows XP nutzt. Neben Office-Rechnern sind darunter offenbar auch einige Rechner, mit denen die Sicherheit der Reaktoren überwacht und gesteuert wird. Wie die Prüfer weiter feststellten, nutzt TEPCO für die alten XP-PCs nicht einmal Microsofts erweiterten Update-Service, mit dem zumindest die wichtigsten Sicherheitslücken weiterhin gestopft werden könnten.

Hintergrund der Nutzung der veralteten Software sind laut den Prüfern Sparmaßnahmen. Nach der Reaktorkatastrophe hatte der japanische Staat TEPCO vor dem finanziellen Ruin retten müssen und das Unternehmen damit quasi übernommen. Da die Umstellung weitere rund 30 Millionen Euro gekostet hätte, wurde das Upgrade der Betriebssysteme kurzerhand auf 2019 verschoben. Diese Praktik kanzelten die Prüfer als fahrlässig ab und wiesen TEPCO an, die Migration auf ein aktuelles Betriebssystem ab sofort zu priorisieren. Der Atomkraftkonzern hat inzwischen angekündigt, diesem Auftrag Folge leisten zu wollen und das Update vorzuziehen. Ein festes Datum dafür wurde allerdings nicht genannt.


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