Eine eigenartige – oder konsequente – Politik verfolgt Microsoft derzeit in Sachen Linux. Kurz nach Abschluss eines Abkommens mit Linux-Anbieter Novell packt der Konzern jetzt den Knüppel aus: Nutzer anderer Linux-Distributionen verletzen angeblich Patentrechte von Microsoft.
In einer Reder auf einem Treffen der »Professional Association for SQL Server« in der vergangenen Woche stellte Microsofts Chief-Executive-Officer Steve Ballmer klar: Jedes Unternehmen, das in seinem Rechenzentrum Linux einsetze, verletzte Rechte von Microsoft.
Die Drohung bezieht sich auf alle Distributionen außer Novell-Suse-Linux. Ein Teil des Abkommens, das Microsoft und Novell bezüglich Linux schlossen, sieht Zahlungen von Novell an Microsoft vor. Damit sollen Rechte von Microsoft an Techniken abgegolten werden, die in Linux verwendet werden.
Mit diesen Aussagen schürt Ballmer den Verdacht von Linux-Protagonisten, dem Konzern sei es bei dem Deal mit Novell nicht um Linux gegangen. Vielmehr wolle Microsoft seine dominierende Position bei Betriebssystemen weiter ausbauen und nun auch Linux an die Kette nehmen.
Die Frage ist nun, wie Anwender auf diese Attacke reagieren, die sowohl Microsoft-Produkte als auch Linux-Software von Red Hat oder Ubuntu einsetzen. Der im Vertrag zwischen Microsoft und Novell beschworene Brückenschlag zwischen beiden Welten könnte sich für Anwender als juristischer und finanzieller Bumerang herausstellen, es sei denn, sie setzen ausschließlich »Suse Linux Enterprise« ein.
Mit der Kampagne gegen Linux könnte Ballmer jedoch auch ein ganz anderes Ziel verfolgen. Wie bereits gemeldet, möchte Microsoft im nächsten Jahr in das Geschäft mit Server-Appliances einsteigen. Dieser Markt wird derzeit von Systemen unter Linux dominiert.
Die Drohungen könnten potenzielle Käufer davon abhalten, sich eine Linux-Appliance anzuschaffen, zumindest solange unklar ist, ob an Ballmers Aussagen etwas dran ist.
Das bedeutet einen Zeitgewinn für Microsoft, und damit die Möglichkeit, den Anwendern ihre Windows-Appliance anzudienen.
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Beitrag zu Steve Ballmers Aussagen auf Microsoft Watch